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Eklat bei Europas größtem Automobilclub: Der ADAC räumte am Sonntag Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ ein. Noch am Donnerstag hatte der fast 19 Millionen Mitglieder zählende Verein entsprechende Presseberichte heftig zurückgewiesen. Gestern nun übernahm ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter die Verantwortung und trat zurück.

Ramstetter, der auch Chefredakteur der Mitgliederzeitung „Motorwelt“ mit einer monatlichen Auflage von 13,8 Millionen Exemplaren war, hatte bereits am Freitag im Gespräch mit der ADAC-Führung zugegeben, bei der Leserwahl zum „Lieblingsauto der Deutschen“ die Stimmzahlen gefälscht zu haben. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ soll es nur 3409 Stimmen für das Siegerauto VW Golf gegeben haben, ein ADAC-Papier vom Dezember 2013 habe dagegen als offizielles Ergebnis 34 299 Stimmen genannt. Der ADAC will die Affäre nun „lückenlos aufklären“ und kündigt für 2015 ein notariell überwachtes Verfahren bei der Wahl des „Gelben Engel“ an. Der Club betonte am Sonntag, dass allein die Zahl der abgegebenen Stimmen „geschönt“ worden sei, nicht aber die Reihenfolge der Ergebnisse.

Der Image-Schaden ist dennoch immens. Es hagelt Kritik. Der Autoexperte der Universität Duisburg-Essen, Ferdinand Dudenhöffer, forderte im Gespräch mit der WAZ, nun auch die jährliche Pannen- und Tunnelstatistik des ADAC auf den Prüfstand zu stellen. „Die Leistungen des ADAC als Pannenhelfer sind ausgezeichnet. Als Wirtschaftsmacht scheint der Club aber zu mogeln“, sagte Dudenhöffer. Der Auto-Professor mahnte eine Reform des ADAC an: „Das Präsidium aus älteren Herren entscheidet selbstherrlich und ohne Kontrolle. Sie müssen niemandem Rechenschaft ablegen.“

Europas größter Autobauer Volkswagen erwartet vom ADAC volle Aufklärung. „Wir müssen denen natürlich auch eine Chance geben, die Sache aufzuklären“, sagte ein Sprecher. Dem Wolfsburger Konzern ist an der Seriosität des Wahlergebnisses besonders gelegen. Die ADAC-Mitglieder hatten bei der umstrittenen Abstimmung den VW Golf zum „Lieblingsauto“ gewählt. „Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass der Golf das Lieblingsauto der Deutschen ist“, erklärte der Volkswagen-Sprecher. Die Frage sei jedoch, was dieser Preis bei den Begleitumständen überhaupt noch wert sei.