Dortmund. .
Gut zu sehen war die fünf Meter lange Tapetenrolle, auf der unverhohlen Sympathien für die gerade verbotene Organisation „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO) gezeigt wurden. Ob aber der 25 Jahre alte Mann aus Lünen der Initiator der rechtsradikalen Aktion im Stadion von Borussia Dortmund war, das konnte das Landgericht Dortmund am Donnerstag nicht klären. „Wir haben noch Aufklärungsbedarf“, sagte Richter Peter Windgätter nach den Plädoyers.
Auf „Verstoß gegen das Vereinsgesetz“ lautet die Anklage, nicht gerade eines der schwerwiegenden Delikte. Staatsanwältin Groesdonk ist sicher, dass der Angeklagte schuldig ist. Sie fordert eine Geldstrafe in Höhe von 2400 Euro (80 Tagessätze). Verteidiger Cordes sieht keine ausreichenden Beweise, er will Freispruch.
Razzia der Polizei
Im Sommer 2012 hatte das Transparent in ganz Deutschland Schlagzeilen gemacht. Am 23. August 2012 hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger mehrere Neonazi-Organisationen verboten, darunter den NWDO. Auch in Dortmund hatte es Razzien der Polizei gegeben. Nur einen Tag später füllten 80 645 Fans das Dortmunder Stadion zum Auftakt der 50. Bundesligasaison. Bundesweit wurde das Spiel der Dortmunder gegen Werder Bremen am Freitagabend im frei empfangbaren Fernsehen ausgestrahlt.
Dieses große Publikum soll der 25-Jährige, dem szenekundige Polizisten Kontakte zur rechten Szene in Dortmund attestieren, genutzt haben. Kurz vor Spielbeginn rollte er laut Anklage die Tapetenrolle aus. Mit Hilfe umstehender Fans soll er es in die Höhe gereckt haben, wo etwa eine Minute lang der Aufdruck zu lesen war: „Solidarität mit dem NWDO“. Da an diesem Tag die Zeitungen voll waren mit Berichten über das NWDO-Verbot, dürfte den meisten der Zuschauer die Botschaft klar gewesen sein.