An Rhein und Ruhr. .
Seit Anfang der 1990er Jahre gilt das Ruhrgebiet im Bereich der Versorgung mit Ärzten und Psychotherapeuten als „Sonderregion“. Kurz gesagt, heißt das, dass hier weniger Mediziner und Therapeuten arbeiten müssen als andernorts. Ende vergangenen Jahres hat der sogenannte Gemeinsame Bundesausschuss diesen Status bestätigt und die Bedarfsplanung entsprechend bis 2017 fortgeschrieben.
Bitter ist das insbesondere für Menschen, die eine Psychotherapie brauchen. Während in allen anderen Großstädten ein Schlüssel von 38,8 Psychotherapeuten je 100 000 Einwohnern gilt, wird der Bedarf im Ruhrgebiet mit nur 11,4 veranschlagt. Aktuell gilt das Ruhrgebiet für die Bürokraten sogar als überversorgt: Im Kreis Wesel gibt es 14,1 Psychotherapeuten je 100 000 Einwohner, in Oberhausen 16,2, in Duisburg 16,3, in Essen 20,4 und in Mülheim 21,6. Die Patienten müssen sich deswegen auf lange Wartezeiten einstellen: Die durchschnittliche Wartezeit auf ein Erstgespräch beträgt in Essen und Mülheim 13, in Oberhausen sogar 17 Wochen – der Behandlungsbeginn lässt dann noch einmal drei Monate auf sich warten.
Die Einstufung des Ruhrgebiets als „Sonderregion“ führt auch zu einem extremen Mangel an Hausärzten – bundesweit ist für je 1671 Menschen ein Allgemeinmediziner tätig, im Ruhrgebiet für 2134.
Die Regelung wird deswegen heftig kritisiert. Beim Neujahrsempfang des Sozialverbandes VdK-NRW in Düsseldorf forderte dessen Vorsitzender Karl-Heinz Fries gestern einmal mehr die Abschaffung, da das „Ruhrgebiet deutlich schlechter als alle anderen Metropolregionen in Deutschland“ gestellt werde. Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sagte der NRZ, die Regelung sei „nicht akzeptabel“, da sie den Versorgungsbedarf der Menschen im Ruhrgebiet nicht angemessen berücksichtige.