Dohuk. . Im Nordirak ist es bitter kalt geworden. Die Menschen im Flüchtlingslager Domiz leiden unter Kälte, Regen, Schnee. Die Leser der Funke-Mediengruppe haben ihnen geholfen. Dank Ihrer Spenden haben Tausende Kinder jetzt warme Kleidung und Schuhe. Die Spendenaktion wird fortgesetzt.

Der Winter hat Einzug gehalten im Norden des Irak. In Kurdistan ist es kalt geworden. Harte Zeiten für die Hunderttausenden syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge, die sich vor den mörde­rischen Wirren ihres Heimatlandes hierher ­geflüchtet haben. Im Flüchtlings­lager Domiz ist der Boden ­Anfang Dezember nach heftigen Regenfällen zu einer Schlammwüste geworden. Domiz, das Lager in der Nähe von Dohuk, ist in den vergangenen Monaten zu einer Kleinstadt ge­wuchert, Zehntausende Menschen sind hier untergebracht. Der Gleichmut, mit dem sie das Leben in Zelten und provisorischen Hütten ertragen, ist bewundernswert. Sie, liebe Leserinnen und ­Leser, haben geholfen, die Lage der Menschen in Domiz zu verbessern: Rund 108 000 Euro kamen bisher zusammen bei der Spendenaktion der Funke-Mediengruppe.

Mit dem Geld haben wir in ­Zusammenarbeit mit der Caritas zunächst dringend benötigte Winterkleidung für die Kinder angeschafft: 3024 Paar Schuhe, 3000 warme Jacken und 3000 Paar ­Socken. Dazu haben wir in der ­Region 102 000 Windeln und 2000 Pakete Waschpulver gekauft.

„Wir bedanken uns herzlich bei den Spendern“

Edrees Salih, der Leiter des Camps, ist gerührt von der Anteilnahme der Deutschen: „Wir bedanken uns herzlich bei den Spendern. Es tut uns gut, dass ihr uns helft und dass ihr mit uns redet. Die Situation der Flüchtlinge in Kurdistan ist ja leider ansonsten in den westlichen Medien kein so großes Thema“, sagte er uns bei unserem Besuch.

Tatsächlich ist es so, dass vor ­allem die Flüchtlingssituation im Libanon, ganz besonders aber die in Jordanien mediale Aufmerksamkeit findet. Das mag auch daran ­liegen, dass die irakischen Kurden selbst möglichst viel für die Flüchtlinge tun. Sie wissen genau, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein.

In den achtziger und neunziger Jahren war nahezu jeder von ihnen selbst einmal in einer ähnlichen ­Situation, als der gestürzte Machthaber Saddam Hussein immer ­wieder Truppen in die Region einmarschieren ließ, um Aufstände niederzuschlagen.

„Es gibt ein wahnsinnig großes Engagement der Regionalregierung, die Flüchtlinge zu unter­stützen“, sagt Jörg Eger vom Technischen Hilfswerk (THW). Das THW ist seit einigen Wochen in der Region, um die Wasser- und die ­Abwasserversorgung in den ­Lagern zu verbessern. „Die ver­suchen hier mit hoher Energie ­Abhilfe bei den bestehenden Problemen zu schaffen“, sagt der deutsche Helfer.

6000 Kinder im Camp besuchen eine Schule

Und die Regionalregierung versucht, in den Camps den Alltag für die Bewohner, vor allem für die Kinder, so normal wie irgendmöglich zu gestalten. Dazu gehört auch der Schulbesuch. Allein in Domiz gehen rund 6000 Kinder in die Schule, die meisten tragen sogar gespendete Schuluniformen, die trotz des Schlamms erstaunlich sauber ­bleiben. „Wir brauchen aber Schulmaterialien“, so Campleiter Salih.

Einen kleinen Teil der Spenden, 5000 Euro, haben wir an 20 christliche Flüchtlingsfamilien weiter­gegeben, die im kleinen Bergdorf Baderasch nordöstlich von Dohuk Zuflucht gefunden haben. Einer von ihnen ist Ibhrahim Oshe Barm. Er stammt aus Tell Tamer, einem Dorf bei Al-Hasaka im Nordosten ­Syriens. Früher lebten dort Araber, Kurden und christliche Assyrer wie Ibhrahim friedlich zusammen. ­Ibrahim war Konditor in der Zeit vor dem Krieg. „Ich habe nicht gegen Assad demonstriert, ich wollte nur in Ruhe mit meiner ­Familie leben“, erzählt er.





Das Flüchtlingslager Domiz im Winter 2013/2014

Das Flüchtlingslager Domiz im Nordirak im Dezember 2013. Zehntausende Flüchtlinge aus Syrien leben hier.
Das Flüchtlingslager Domiz im Nordirak im Dezember 2013. Zehntausende Flüchtlinge aus Syrien leben hier. © Jan Jessen
Im Sommer herrschen hier Temperaturen von bis zu 50 Grad. Im Winter wird bitterkalt.
Im Sommer herrschen hier Temperaturen von bis zu 50 Grad. Im Winter wird bitterkalt. © Jan Jessen
Anfang Dezember hatte es heftig geregnet. Der Boden war aufgeweicht, der Schlamm teilweise knöcheltief.
Anfang Dezember hatte es heftig geregnet. Der Boden war aufgeweicht, der Schlamm teilweise knöcheltief. © Jan Jessen
Tausende Kinder besuchen die in Containern untergebrachten provisorischen Schulen. Sie tragen Schuluniformen.
Tausende Kinder besuchen die in Containern untergebrachten provisorischen Schulen. Sie tragen Schuluniformen. © Jan Jessen
Die Menschen in Domiz haben oft nur das Nötigste auf ihrer Flucht mitnehmen können.
Die Menschen in Domiz haben oft nur das Nötigste auf ihrer Flucht mitnehmen können. © Jan Jessen
Obwohl die kurdische Regionalregierung sich bemüht, das Leben für die Flüchtlinge zu verbessern, mangelt es an vielem.
Obwohl die kurdische Regionalregierung sich bemüht, das Leben für die Flüchtlinge zu verbessern, mangelt es an vielem. © Jan Jessen
Aktuell engagiert sich in Domiz ein Team des deutschen Technischen Hilfswerks (THW). Die Helfer wollen eine provisorische Entwässerungsanlage bauen.
Aktuell engagiert sich in Domiz ein Team des deutschen Technischen Hilfswerks (THW). Die Helfer wollen eine provisorische Entwässerungsanlage bauen. © Jan Jessen
Die Menschen in Domiz ertragen ihr Schicksal bewundernswert gleichmütig.
Die Menschen in Domiz ertragen ihr Schicksal bewundernswert gleichmütig. © Jan Jessen
Ein Problem ist, dass die Flüchtlinge oft nicht auf den harten Winter eingestellt sind. Viele Kinder tragen noch immer Pantoffeln oder Sandalen.
Ein Problem ist, dass die Flüchtlinge oft nicht auf den harten Winter eingestellt sind. Viele Kinder tragen noch immer Pantoffeln oder Sandalen. © Jan Jessen
Mit der gemeinsamen Spendenaktion der Funke-Mediengruppe und der Caritas im Ruhrbistum konnte den Menschen in Domiz geholfen werden. Wir haben für die Kinder Winterschuhe, Mäntel und Strümpfe gekauft. Auf den Plakaten steht:
Mit der gemeinsamen Spendenaktion der Funke-Mediengruppe und der Caritas im Ruhrbistum konnte den Menschen in Domiz geholfen werden. Wir haben für die Kinder Winterschuhe, Mäntel und Strümpfe gekauft. Auf den Plakaten steht: "Das ist eine Spende aus Deutschland. Wir werden euch nicht vergessen." © Jan Jessen
Die Empfangsbestätigung der kurdischen Camp-Leitung. Die Übersetzung des Schreibens lautet:
Die Empfangsbestätigung der kurdischen Camp-Leitung. Die Übersetzung des Schreibens lautet: "Hiermit teilen wir Ihnen mit, dass wir drei LKWs gefüllt mit Hilfsgütern für die Flüchtlinge in unseren Camps von Ihrer Seite erhalten haben. Die Hilfsgüter bestanden aus folgenden Waren und wurden von dem Direktorat des Camps in Domiz in Empfang genommen und registriert: 102 000 Windeln. 3024 Paar Winterschuhe. 2000 Pakete Waschmittel. 3000 Paar Socken. 3000 Winterjacken. Mit unserem Dank und Hochachtung, Edrees Nabi Salih, Generaldirekteur des Camps in Domiz" © Jan Jessen
Im Januar hat sich die Lage für die Flüchtlinge weiter zugespitzt. Es hat geschneit.
Im Januar hat sich die Lage für die Flüchtlinge weiter zugespitzt. Es hat geschneit. © Salem Taher
Die Zelte und Hütten, in denen die Menschen leben, sind für die Kälte nicht geeignet. Die Flüchtlinge heizen mit offenen Kersoninöfen. Das erhöht die Brandgefahr.
Die Zelte und Hütten, in denen die Menschen leben, sind für die Kälte nicht geeignet. Die Flüchtlinge heizen mit offenen Kersoninöfen. Das erhöht die Brandgefahr. © Taher
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In den Kriegswirren, in denen sich in der Region vor allem Araber und Kurden bekämpften, wollte er mit einem Freund eine Pumpe für einen Brunnen kaufen, weil es im Dort keinen Strom und kein Wasser mehr gab. Auf dem Rückweg von Al-Hasaka wurde ihr Auto von islamistischen Al-Nusra-Kämpfern zusammengeschossen. „Ich habe immer noch Splitter überall im Körper“, sagt er. Im März vergangenen Jahres floh er mit seiner Familie. Jetzt leben seine Familie in dem Dorf bei Dohuk leben seine Familie und die anderen christlichen Flüchtlinge bei Menschen, die ­ihnen Obdach gewähren.

Vergangenen Donnerstag sind erneut 5000 Flüchtlinge über die syrische Grenze gekommen.

Ein Ende des Bürgerkriegs in Syrien ist nicht in Sicht. Die Flüchtlinge werden noch lange Zeit nicht nach Hause zuückkehren können. Wir werden die Spendenaktion deshalb fortsetzen und weiter berichten.

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Die Spendenaktion selbst läuft weiter