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Das Wetter spielt weltweit verrückt: Riesige Killerwellen, die an der spanischen und französischen Atlantikküste unvorsichtige Menschen ins Meer spülen. Die britischen Inseln werden von Regen, Sturm und Überschwemmungen heimgesucht. Zugleich zittert Nordamerika unter einer anhaltenden Rekord-Kältewelle, während der Winter hierzulande sich eher wie Frühling anfühlt. Zwar ist das Wetter ein chaotisches System, das Meteorologen selbst mit ihren Supercomputern nur wenige Tage im Voraus berechnen können, dennoch hat die Eiszeit in den USA viel mit dem milden Winter in Westeuropa zu tun.
Gigantischer Luftwirbel
„Verrückt ist die Wetterlage nicht, aber doch ziemlich extrem“, sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Verantwortlich dafür ist ein gigantischer Luftwirbel über dem Pazifik und dem Atlantik. Er hat mit einem Durchmesser von rund 2000 Kilometern riesige Ausmaße und verändert seine Lage seit Tagen nur unwesentlich. Dieses Tiefdrucksystem rotiert gegen den Uhrzeigersinn und schaufelt mit großer Kraft polare Luftmassen in Richtung Süden über die USA bis zum Golf von Mexiko.
„Ganz Amerika ist gefroren“, sagt Friedrich. „Sogar in Florida sackte das Thermometer unter die Null-Grad-Marke.“ Der Gebirgszug der Rocky Mountains im Westen der USA leite den kalten Nordwind wie eine Düse direkt in Richtung Süden, erklärt Friedrich.
In New York fiel die Temperatur binnen Stunden von plus 12 auf minus 14 Grad ab. Tausende Flüge wurden gestrichen, mancherorts gefroren selbst die Frostschutzmittel für die Flugzeuge. Die gefühlten Minusgrade – der starke Wind verstärkt die Kälte, die Amerikaner nennen es Windchill – lagen in einigen Landstrichen der USA niedriger als am Südpol. So herrschten in Montana gefühlte minus 53 Grad, in der Antarktis war es minus 34 Grad. Die großen Seen im Norden der USA frieren immer weiter zu, in Chicago zeigte das Thermometer eisige 26 Grad unter Null. Dutzende Kältetote sind bereits zu beklagen. „In Berlin oder Frankfurt käme unter solchen Bedingungen das öffentliche Leben zum Stillstand“, glaubt der DWD-Experte.
Dass der Winter in Westeuropa bislang so mild ist, hängt mit diesem Tiefdruckwirbel zusammen: Pumpt das linksherum rotierende System im Westen Luft von Nord nach Süd, schaufelt es an seiner Ostseite warme Mittelmeerluft von Süden nach Norden. Friedrich: „Wir liegen auf der östlichen Seite des Tiefdruckgebiets. So lange es in den USA eisig ist, bleibt es hier für die Jahreszeit zu warm.“ Der gleiche Mechanismus, der Amerika gefrieren lässt, sorgt also dafür, dass es in Europa noch recht mild ist.
Schützender Golfstrom
Hinzu kommt, dass die kalte Luft vom Nordpol über Alaska, Kanada und die USA ungehindert über große Landgebiete strömt und sich dabei kaum erwärmt. In Europa strömen hingegen die Luftmassen über den Atlantik in Richtung Festland und werden über dem Golfstrom auf Temperatur gehalten. Friedrich: „Deshalb wird es bei uns nicht so extrem kalt.“
Stimmt eine alte Bauernregel, können wir uns bereits auf den Frühling einstellen: „Ist bis Dreikönig kein Winter, so folgt auch keiner mehr dahinter.“ Zwar sei der Januar bislang fünf Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt, gibt Friedrich zu, „aber nach der ersten Hälfte würde ich den Winter noch nicht abschreiben.“