Addis Abeba.
Bei der Suche nach Lösungen für den Südsudan-Konflikt gibt es erste Fortschritte: Vier Tage nach dem Eintreffen der Delegationen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba sind die Konfliktparteien am Montag erstmals zu direkten Gesprächen zusammengekommen. Dies bestätigte ein Sprecher des Verhandlungsteams der Rebellen, Miyong G. Kuon, der Nachrichtenagentur dpa.
Bei dem Treffen seien die genauen Modalitäten für den Dialog festgelegt worden, hieß es am Abend bei einer Pressekonferenz. Inhaltlich sollen ab Dienstag vor allem ein Waffenstillstand und politische Lösungen für die seit Mitte Dezember tobenden Kämpfe auf der Agenda stehen, erklärte der ehemalige äthiopische Außenminister Seyoum Mesfin, der als Sondergesandter zur Lösung des Konfliktes beitragen soll.
„Unsere Leute haben genug gelitten“
Die Gespräche hatten sich in den vergangenen Tagen immer wieder verzögert. Zunächst hatten die Delegationen nur einzeln mit Vertretern der ostafrikanischen Regionalorganisation IGAD verhandelt, die als Vermittler agiert.
„Wir werden nichts unversucht lassen, um Frieden zu finden“, sagte der Chef der Regierungsdelegation, Michael Makuei Lueth. „Unsere Leute haben genug gelitten.“ Auch der Anführer des Rebellenteams, Taban Deng Gai, zeigte sich vor den Verhandlungen zuversichtlich: „Wir glauben, dass wir schnell zu einer Lösung und zur Einigung auf ein Ende der Feindseligkeiten kommen werden“, erklärte er.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte den Konfliktparteien zuvor „Verzögerungstaktik“ vorgeworfen. Der Druck der internationalen Gemeinschaft müsse „weiter erhöht werden“, hieß es in einer Mitteilung. Und weiter: „Das Mindeste ist, dass beide Seiten unverzüglich in den von ihnen kontrollierten Gebieten freien humanitären Zugang garantieren.“ Für Flüchtlingshilfe stellte die Bundesregierung annähernd eine halbe Million Euro zur Verfügung.
Seit dem Ausbruch der auch ethnisch motivierten Gewalt sind über 1000 Menschen ums Leben gekommen, 200 000 sind nach offiziellen Angaben des Roten Kreuzes in der eigenen Heimat auf der Flucht. Weitere 20 000 suchten in Uganda Zuflucht.
Am Vormittag traf der Präsident des nördlichen Nachbarn Sudan, Omar al-Baschir in der südsudanesischen Hauptstadt Juba ein, um mit Präsident Salva Kiir die Lage zu besprechen. Al-Baschir fürchtet, dass der Konflikt den Ölfluss aus dem Süden in sein Land beeinträchtigen könnte. Beide Länder sind auf den Rohstoff angewiesen. Der Südsudan hatte sich erst 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg vom Sudan abgespalten.
In einer Mitteilung Al-Baschirs hieß es, seine Regierung werde die Rebellen nicht unterstützen. „Wir glauben, dass bewaffnete Konflikte keine Probleme lösen können. Deshalb ist ein Dialog nötig, um eine Einigung zu erzielen.“
Langwierige Gespräche erwartet
Einer der wichtigsten Punkte auf der Agenda der Verhandlungen ist die von den Rebellen geforderte Freilassung von elf Politikern und Ministern, die im Dezember im Zuge eines angeblichen Putsches inhaftiert worden waren. Die Regierung lehnt dies aber ab. Zudem fordert die Opposition eine Machtaufteilung zwischen Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar. Kiir hatte dies zuletzt bereits ausgeschlossen. Beobachter rechnen mit langwierigen und komplizierten Gesprächen.
Derweil reißen Berichte über neue schwere Kämpfe vor allem rund um die Hauptstadt des Bundesstaates Jonglei, Bor, nicht ab. Dabei soll in den vergangenen Tagen auch ein ranghoher Militärführer, der Kiir nahe steht, ums Leben gekommen sein. Regierungstruppen rückten auf die umkämpfte Stadt vor, um sie aus den Händen der Rebellen zu befreien. Auch rund um Yei im Bundesstaat Central Equatoria wurde seit dem Wochenende gekämpft. Viele Soldaten sollen auf die Seite der Rebellen übergelaufen sein.