Berlin. .

Der als möglicher Bahn-Vorstand gehandelte CDU-Politiker Ronald Pofalla hatte während seiner Zeit als Kanzleramtsminister möglicherweise erheblichen Einfluss auf Personalentscheidungen des Unternehmens. Pofalla habe 2010 für die Union die Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef koordiniert, berichtete die „Welt am Sonntag“. Schließlich sei gegen den Willen des Koalitionspartners FDP Utz-Hellmuth Felcht für den Posten durchgesetzt worden.

Pofalla sei im Frühjahr 2010 in der damaligen schwarz-gelben Koalition für die Koordinierung der Suche nach einem neuen Bahn-Aufsichtsratschef auf Seiten der Union federführend zuständig gewesen, so die „WamS“ unter Berufung auf ranghohe Regierungskreise in Berlin. Beobachtern zufolge sei der Ablauf der Ereignisse damals für alle Beteiligten unerfreulich gewesen. „Ich finde diesen Prozess nicht sehr schön“, befand demnach seinerzeit Bahn-Chef Rüdiger Grube. Felcht, einst Chef der Degussa, habe nicht als erste Wahl für die Besetzung des Postens gegolten.

Sollte Pofalla einen Vorstandsposten bei der Bahn übernehmen, wäre er der „Bild am Sonntag“ zufolge zum Verzicht auf sein Bundestagsmandat bereit. Bahnchef Rüdiger Grube berichtete nach Angaben des Blattes am Freitag telefonisch einzelnen Aufsichtsratsmitgliedern von der Personalie Pofalla. Dieser wolle eine „Abkühlphase“, bevor er zur Bahn komme.

Nach Aussage eines Bahn-Insiders werde in dem Unternehmen bereits seit mehr als einem halben Jahr darüber gesprochen, einen Vorstandsposten für Regierungskontakte zu schaffen. Dabei sei von Anfang an der Name Pofalla im Spiel gewesen. Über die konkreten Gespräche sei aber nur ein enger Führungskreis der Bahn informiert gewesen.

Der künftige SPD-Vize und Koordinator des linken Parteiflügels, Ralf Stegner, sagte der „Bild am Sonntag“, grundsätzlich solle es zwar eine Karenzzeit beim Wechsel von Politikern in die Wirtschaft geben. „Aber es ist kein handfester Skandal, wenn ein Regierungsmitglied zu einem Staatskonzern wechselt. Hier gibt es einen gravierenden Unterschied zum neuen Job von Staatsminister (Eckart van) Klaeden, der in die private Industrie gegangen ist.“