Hagen. .
Zigmillionen Deutsche klagen über massive Belästigungen durch den Schienenverkehr. Jetzt reagiert die neue Bundesregierung. Sie will bis 2020 den Bahnlärm halbieren. Nur noch die Schweiz hat ähnlich ehrgeizige Pläne. Bahnlärm gilt als eine der Ursachen für Herzinfarkt, Schlaganfälle und Bluthochdruck, sagt das Umweltbundesamt.
Schwarz-Rot plant, zum Zeitpunkt 2020 laute Güterwagen von allen deutschen Strecken zu verbannen. Den Einbau von „Flüsterbremsen“ will die Koalition gesetzlich vorschreiben. Schon ab 2016 drohen „ordnungsrechtliche Maßnahmen“ wie Nachtfahrverbote auf stark befahrenen Strecken, wenn bis dahin nicht die Hälfte der 180 000 in Deutschland rollenden Fracht-Waggons auf leise Bremsen umgerüstet wurde.
Der Staat zahlt 50 Prozent der Umrüstkosten, derzeit sind das jährlich 100 Millionen Euro. Die andere Hälfte wird aus einem Fonds gespeist, in den alle Betreiber von lauten Güterwagen erhöhte Gebühren für die Strecken-Nutzung einzahlen müssen.
Der Bahn AG gehören 60 000 Güterwagen. Die anderen zwei Drittel sind im Eigentum privater Unternehmen oder ausländischer Staatsbetriebe. Das deutsche Staatsunternehmen will die Vorgabe der Koalition zeitgerecht umsetzen, sagte ein Sprecher. Die Bahn warnt allerdings vor dem Nachtfahrverbot: Das sei „kein richtiges Instrument“. Es könne bewirken, dass Gütertransporte stärker auf Straßen verlagert werden.
Neben dem Umbau der Güterwagen-Flotte sollen nach Bahn-Plänen bis zum Jahr 2020 rund 2000 von bundesweit 3700 Kilometer Strecke, die als besonders laut gelten, mit Lärmschutzwänden ausgestattet werden.
In Nordrhein-Westfalen sind das unter anderen bis zum Jahr 2017 die Strecken rund um die Bahnknoten Duisburg, Essen und Dortmund, bei Unna und Schwerte, zwischen Kamen und Holzwickede sowie bei Bottrop, Herne und Castrop-Rauxel. Später realisiert werden sollen die Abschnitte Mülheim-Oberhausen, Gladbeck West-Bergkamen und Strecken in Hamm und Düsseldorf. Der dreigleisige Ausbau die Betuwe-Linie Emmerich-Oberhausen erfolgt von Beginn an mit Schallschutzwänden.