Washington.

Der US-Geheimdienst NSA entwickelt einen Supercomputer, der fast alle Verschlüsselungen weltweit knacken kann. Der Rechner solle nach den Gesetzen der Quantenmechanik funktionieren und wäre in der Lage, die Verschlüsselung elektronischer Bankdaten, Krankenakten, Geschäftsunterlagen und Regierungsdokumente zu überwinden, berichtete die „Washington Post“ unter Berufung auf Dokumente des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden.

Die Entwicklung eines solchen Quantencomputers, der um ein Vielfaches schneller wäre als alle herkömmlichen modernen Großrechner, sei Teil eines 80 Millionen Dollar teuren NSA-Forschungsprogrammes.

Wie weit die NSA bisher mit ihrem Programm vorangekommen ist, sei nicht klar, berichtete die Zeitung. Nach Einschätzung von Experten könnte es bis zum Bau eines einsatzbereiten Quantencomputers allerdings noch einige Jahre dauern.

Laut „Washington Post“ betreibt die NSA ihre Forschungen zu Quantencomputern in großen, abgeschirmten Räumen, sogenannten Faraday'schen Käfigen. Die NSA wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.

Ein Quantencomputer wäre demnach sehr viel schneller als ein herkömmlicher Rechner und könnte damit auch stärkste Verschlüsselungen brechen, für die die Computerleistung derzeit schlicht nicht ausreicht. Denn um einen solchen Schlüssel zu knacken, muss ein Computer die beiden großen Primzahlen berechnen, aus deren Multiplikation er sich zusammensetzt.

Im Jahr 2009 hätten Computer-Wissenschaftler fast zwei Jahre und Hunderte Rechner gebraucht, um die Primzahlen herauszufinden, aus denen sich ein 768 Bit großer Schlüssel zusammensetzte, berichtete die „Washington Post“ gestern. Die Experten hätten damals geschätzt, dass es etwa Tausendmal so lang dauern dürfte, um einen 1024-Bit-Schlüssel zu knacken, wie er gewöhnlich für das Online-Banking verwendet wird.