Moskau. .

Wolgograd liegt günstig für Rucksackbomber aus dem Nordkaukasus. Rund 800 Kilometer von Dagestans Hauptstadt Machatschkala entfernt, können die Terro­risten die Stadt per Bus, ohne große Kontrollen, erreichen. Nun, nach dem dritten ­Anschlag innerhalb weniger Tage, haben die Terroristen erreicht, was sie wollten: In der Millionenstadt herrscht Angst.

Mit drei Toten am vergangenen Samstag fing es an. An einer Polizeiwache detonierte eine Autobombe. Am Sonntag zündete eine Terroristin eine Rucksackbombe und riss 17 Menschen mit in den Tod. Nur einen Tag später, am Montag, jagte ein Selbst­mordattentäter in Wolgograd einen Bus in die Luft. Mindestens 14 Menschen kamen ums ­Leben.

Dass die Terrorakte in Verbindung zueinander stehen – daran gibt es kaum Zweifel. Der Sprengstoff der Anschläge auf den Bahnhof und den Bus soll identisch sein. Zudem gilt es als sicher, dass beide Selbstmordterroristen zum islamistischen Untergrund des „Emirats Kaukasus“ gehören, dessen Banden den östlichen Nordkau­kasus seit Jahren unsicher machen. „Eine andere Terrororganisation, die zu solchen Verbrechen fähig ist, gibt es in Russland nicht“, sagte der Kaukasusspezialist Adschar ­Kurtow dieser Zeitung.

Nach den drei Anschlägen fühlt sich die Bevölkerung ausgeliefert. „Der Schutz der Bürger ist bei uns miserabel organisiert“, sagte ein Bewohner der Stadt im Radio. ­

„Wolgograd ist ein Symbol“

Dennoch ist es fraglich, ob Wolgograd ein so beliebtes Terrorziel ­geworden ist, weil die russische Provinz anderswo besser bewacht wird. Das ehemalige Stalingrad gilt als Heldenstadt Russlands, als Stolz der russischen Staatspatrioten. „Wolgograd ist ein sehr russisches Symbol, liegt aber im Weichbild des Kaukasus“, sagt Kurtow.

Vor allem dürfte der Terror mit der Eröffnung der olympischen Winterspiele in Sotschi am 7. Februar zusammenhängen. Schon im Juli forderte der kaukasische „Emir“ Umarow seine ­Krieger auf, die Olympiade mit ­allen Mitteln zu verhindern.