Peking. Die sieben mächtigsten Führer Chinas haben Mao Tsetung zum 120. Geburtstag Respekt gezollt. Staats- und Parteichef Xi Jinping und die anderen Mitglieder des einflussreichen Ständigen Ausschuss des Politbüros verbeugten sich am Donnerstag dreimal vor einer Statue des umstrittenen Revolutionsführers.
Sicherheitskräfte haben das riesige Areal auf dem Tian'anmen-Platz im Zentrum Pekings weiträumig abgesperrt. Das Mausoleum zu Ehren des "großen Vorsitzenden" Mao Tsetung bleibt am Donnerstagmorgen den höchsten Führern Chinas vorbehalten.
Staats- und Parteichef Xi Jinping führt die Gruppe der mächtigsten sieben Funktionäre des Landes an, um Revolutionsführer Mao zu dessen 120. Geburtstag Respekt zu zollen. Dreimal verbeugen sich die Herren vor der Mao-Statue, wie anschließend die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua schreibt.
Zeichen sprechen gegen eine Reform
Die Geste zu Ehren des umstrittenen Staatsführers ist ein starkes Signal, urteilt Professor Wu Qiang von der renommierten Tsinghua Universität. "Es zeigt, dass sie keine fundamentale Reform der Parteistrukturen haben wollen", sagt Wu Qiang der Nachrichtenagentur dpa in Peking.
Mao ist und bleibt die zentrale Figur, auf die die Partei ihre Macht stützt. Er ist der Begründer des "neuen Chinas", der das Land aus seinen kaiserlich-feudalen Strukturen befreit, Japan zurückgeschlagen und China 1949 wiedervereint hat.
Bei einem Symposium in der Großen Halle des Volkes gegenüber des Mausoleums sagt Xi Jinping wenig später über Mao: "Sein Name, seine Gedanken und seine Haltung werden uns auf ewig bei unserem Weg nach vorne inspirieren." Die Partei dürfe niemals aufhören, Maos Gedanken zu Ehren, fordert Xi, wie aus dem vom Parteiorgan "Volkszeitung" veröffentlichten Redemanuskript hervorgeht.
Maos Gesicht auf allen Geldscheinen
Mao ist die Ikone der Kommunistischen Partei. Sein Porträt über dem Tian'anmen-Tor, dem Eingang zum Kaiserpalast, und ist eines der meistfotografierten Motive in China. Sein Bild baumelt als glücksbringendes Amulett am Rückspiegel von Taxen, und genau 25 Jahre nach seinem Tod wurden ab 2001 neue Geldscheine eingeführt, die von der Ein-Yuan bis zur roten 100-Yuan-Note sein Konterfei tragen.
Auch wenn Maos Kampagnen China zwischenzeitlich ins Chaos gestürzt haben, wird sich die Partei nicht von ihm Abwenden, meint der Historiker und politische Kommentator Zhang Lifan. "Eine Neubewertung von Mao ist nicht möglich, solang es keinen gewaltigen Wandel gibt." Ganz im Gegenteil setze die vor rund einem Jahr angetretene neue Staatsführung gerade auf Maos Gedanken und Methoden, um ihre Macht zu sichern.
Ein wenig Kritik am Revolutionsführer Mao räumt jedoch auch Xi Jinping ein. "In seinen späten Jahren hat er mit der Kulturrevolution einen schweren Fehler begangen", sagte Xi in der Großen Halle des Volkes. Im Kampf gegen seine Widersacher stachelte Mao Millionen Chinesen zu einem rund zehnjährigen Kampf (1966-76) gegen vermeintliche Konterrevolutionäre im Land an.
Kritiker sieht Mao in einer Reihe mit Hitler und Stalin
Aber für alle Probleme seien auch das ganze Land und die historischen Umstände mitverantwortlich, schwächt Xi seine Worte anschließend ab. Seine Kritik bleibt damit auf dem zurückhaltenden Niveau von Maos Nachfolger Deng Xiaoping, der vor Jahrzehnten bereits geurteilt hatte: "70 Prozent gut, 30 Prozent schlecht." Trotz alle Fehler überwiege der Nutzen von Mao für das Land und die Partei.
Der frühere Spitzenfunktionär Bao Tong wirf Chinas Staatsführung hingegen vor, in einem idealisierten Bild von Mao gefangen zu sein: "Die Mythen von Hitler und Stalin sind ausgemerzt worden, aber der Mythos von Mao Tsetung verfolgt China bis heute."
Die Zentralregierung nutze ihre gewaltige Macht, um eine kritische Aufarbeitung von Mao bis heute zu unterdrücken, klagte Bao Tong in einem Kommentar für den US-Sender Radio Free Asia (RFA). "Macht bringt Wahrheit und Legitimität", schreibt Bao Tong. "Deswegen müssen sich die Menschen ein eigenes Bild machen." (dpa)