Rom. .

Für den emeritierten Papst Benedikt XVI. wird es dieses Mal ein ganz anderes Weihnachten als in den Jahren zuvor. Damals fehlte Joseph Ratzinger meist die Zeit für Besinnliches, als Oberhaupt der katholischen Kirche hatte er stets ein volles Programm. Nach seinem überraschenden Rücktritt im Februar feiert er nun mit Plätzchen, einem Christbaum aus der bayerischen Heimat und traditionellen Weihnachtsliedern in aller Stille. Währenddessen schaut die ganze Welt gespannt auf seinen Nachfolger Papst Franziskus, der nur wenige Meter entfernt sein erstes Weihnachten als Pontifex begeht. Es ist das historische Weihnachtsfest zweier Päpste im Vatikan.

Seit seinem Amtsantritt im März hat Franziskus oft mit ungewöhnlichen Akzenten überrascht. Auch das erste Weihnachtsfest des neuen Pontifex wird daher mit Spannung erwartet. Franziskus’ Programm ist genauso dicht getaktet wie das aller Päpste an Weihnachten: Am Heiligabend feiert der Argentinier die Christmette im Petersdom, am nächsten Mittag spricht er den traditionellen Segen Urbi et Orbi.

Sein erstes Fest als Papst ist für den Argentinier etwas Besonderes. Weihnachten sei für ihn mehr als ein Winterfest oder „eine schöne Sache“, sagte Franziskus, der eine Woche vor Heiligabend seinen 77. Geburtstag feierte. „Wir gehen auf diesem Weg, um den Herrn zu treffen. Weihnachten ist Begegnung“, sagte er laut Radio Vatikan bei einer Messe im Advent.

Und während die Augen der Welt auf Franziskus gerichtet sind, kann Benedikt zurückgezogen sein Fest genießen. Das erste Weihnachten nach seinem historischen Rücktritt am 11. Februar erlebt der 86-Jährige zusammen mit den ihn betreuenden Schwestern und mit seinem Sekretär, Erzbischof Georg Gänswein. „Der wird aber nicht immer dabei sein können“, sagte Benedikts Bruder Georg Ratzinger. Denn Gänswein ist als Präfekt des Päpstlichen Hauses in erster Linie für Papst Franziskus zuständig.

Am Heiligen Abend werden in Benedikts Altersruhesitz hinter den vatikanischen Mauern die Kerzen eines Christbaums angezündet, der eigens aus dessen bayerischer Heimat nach Rom gebracht wurde. Nach dem gemeinsamen Gebet bekommen die „Memores Domini“ - so heißen die Frauen der Laiengemeinschaft, die Benedikt betreuen - Geschenke überreicht. „Und es wird Weihnachtsplätzchen aus Bayern geben“, verriet Georg Ratzinger weiter.

Die beiden Brüder wollen sich indessen nichts schenken. „Das haben wir aufgehört“, sagt der 89-Jährige, „wir haben ja alles.“ Zum Ausklang der Feier am Abend des 24. Dezember wird eine CD mit Weihnachtsliedern der Regensburger Domspatzen aufgelegt, die Georg Ratzinger 30 Jahre lang leitete. Der in Regensburg lebende Ältere der Ratzinger-Brüder kommt am 28. Dezember für drei Wochen von der Donau an den Tiber - „ganz schön lang“, wie er meinte. Aber das hat seinen Grund: Am 15. Januar 2014 wird Georg Ratzinger 90 Jahre alt. Und diesen runden Geburtstag will er zusammen mit seinem Bruder feiern.

Doch so unterschiedlich die beiden Weihnachtsfeste der zwei Päpste im Vatikan werden - vielleicht wird es doch einen gemeinsamen Moment geben. Möglicherweise wird Papst Franziskus an einem der Festtage bei seinem Vorgänger vorbeischauen. Telefonische Weihnachtsgrüße haben die beiden bereits ausgetauscht.

Über Franziskus’ Pläne für den privaten Abend vor der Christmette im Petersdom ließ Gänswein als Präfekt des päpstlichen Hauses auf Nachfrage nichts verlauten. Vielleicht hat sich der argentinische Papst ja noch nicht festgelegt, dem seine engeren Mitarbeiter eine ausgeprägte Spontaneität bescheinigen. Die mitteleuropäische Liedertradition unterm Lichterbaum ist dem Argentinier eher fremd, zumal Franziskus nach eigenem Bekunden kein großer Sänger ist. Und das Weihnachtsmenü? Zu seinen Lieblingsspeisen zählt Huhn - ohne Haut.