Zagreb. Die Bürger im EU-Land Kroatien haben mit großer Mehrheit entschieden, das christliche Ehemodell in der Verfassung festzuschreiben. Gut 65 Prozent der Wähler hätten dafür, knapp 35 Prozent dagegen gestimmt.
Das teilte die staatliche Wahlkommission am Sonntagabend in Zagreb nach Auszählung von mehr als Zweidrittel der Stimmen mit. Die Wahlbeteiligung habe mit rund 36 Prozent einen Minusrekord erreicht.
Die mächtige Katholische Kirche hatte die Abstimmung mit 740 000 Unterschriften gegen die sozialdemokratische Regierung erzwungen. Sie war dabei von der konservativen Opposition im Parlament unterstützt worden. Formell hatte die christliche Vereinigung "Im Namen der Familie" die Unterschriftensammlung organisiert. Kirche und Opposition könnten jetzt mit der Parole feiern "Da haben wir's den Homos aber gezeigt", kommentierte die Zeitung "Novi list" in Rijeka.
"Das ist ein trauriges und sinnloses Referendum", sagte Regierungschef Zoran Milanovic bei der Stimmabgabe und versicherte: "Das ist das letzte Referendum, mit dem die Mehrheit der Minderheit ihre Recht nimmt." Er kündigte dazu nicht näher bezeichnete Gesetzesvorlagen seiner Regierung an. Staatspräsident Ivo Josipovic sagte der Zeitung "Jutarnji list", er werde mit Nein stimmen, weil die Organisatoren des Referendums Kroatien "um Jahrzehnte zurückwerfen" wollten.
Die Vereinigung "Im Namen der Familie" hatte praktisch allen großen Medien des Landes zu Beginn der Abstimmung die Akkreditierung entzogen, weil sie gegen das Abstimmungsziel geschrieben hatten. Die Einladung zur Jubelfeier am Abend wurde dann von allen wichtigen Zeitungen und TV-Sendern boykottiert. "Sie haben das Unmögliche geschafft und die kroatischen Medien vereinigt", schrieb "tportal.hr".