Madrid. .

Nicht nur in Großbritannien, auch in Spanien treiben Separatisten zunehmend einen Keil ins Königreich. In den nördlichen Regionen Katalonien und Baskenland brodelt der Unabhängigkeitswille immer heftiger. Angefacht vom Beispiel Schottlands, das sich von Großbritannien lösen will, und inspiriert vom Glauben, dass es in der tiefen Finanz- und Wirtschaftskrise allein besser gehen könnte als gemeinsam. Spaniens konservativer Regierungschef Mariano Rajoy lehnt eine Abspaltung der Regionen freilich ab: Abstimmungen über die Unabhängigkeit seien „nicht möglich“.

In Katalonien, Spaniens wirtschaftsstärkster Region, ist den Umfragen zufolge eine Mehrheit für den Abschied von Spanien und für die Gründung einer „eigenen europäischen Nation“. Seit Jahren signalisieren alle Erhebungen, dass die spanienfeindliche Stimmung in Katalonien zunimmt. Erst recht inmitten der spanischen Krise, in der die katalanische Regionalregierung ihre Steuereinnahmen am liebsten komplett behalten würde, statt einen Teil direkt an den Zentralstaat abzuführen.

Der katalanische Regierungschef Artur Mas ist fest entschlossen, die rund 7,5 Millionen Katalanen im kommenden Jahr abstimmen zu lassen. Auch wenn Spaniens Verfassung kein Unabhängigkeitsreferendum vorsieht und die „unauflösbare Einheit der spanischen Nation“ festschreibt. Die spanische Zentralregierung in Madrid will, wenn der Ernstfall 2014 eintreten sollte, einen katalanischen Alleingang gerichtlich stoppen.

Im spanischen Baskenland ist der Unabhängigkeitswille kaum geringer als in Katalonien. Jahrzehnte kämpfte die Terror-Organisation ETA mit Gewalt für einen Baskenstaat. Seit Herbst 2011 herrscht Waffenruhe, angeblich denkt die ETA sogar über ihre Auflösung und über die Waffenabgabe nach. Baskische Politiker nutzen derweil den Frieden, um auf politischem Feld weiter Richtung Unabhängigkeit zu marschieren. In der letzten baskischen Regionalwahl vor einem Jahr holten zwei spanienfeindliche Baskenparteien, die Baskische Nationalistische Partei (PNV) und Euskal Herria Bildu, eine breite Mehrheit im regionalen Parlament. Der baskische Regierungschef Iñigo Urkullu (PNV) kann sich also bestätigt sehen in seinem separatistischen Fernziel, aus dem eigenwilligen Baskenterritorium eine „europäische Nation“ zu schmieden.

Die Pläne sind noch nicht so weit gediehen wie in Katalonien: Aber grundsätzlich hat auch Urkullu im Kopf, dass die 2,2 Millionen Basken in den nächsten Jahren über ihre Zukunft abstimmen sollen. Das Beispiel Schottlands sei Vorbild und „eine demokratische Lektion“ zugleich. Und er fragt herausfordernd: „Warum kann das in Spanien nicht möglich sein?“