Berlin. . Steuersünder versuchen vermehrt, ihr Schwarzgeld in bar aus der Schweiz abzuziehen. Die Grenzfahnder setzen auf Spürhunde – mit großem Erfolg. Schlechte Aussichten für Steuerhinterzieher, die deshalb immer häufiger auf ein anderes Mittel zurückgreifen: Selbstanzeige.

Gegen Rambo waren die Geldschmuggler ohne Chance. Einmal losgelassen, hatte der Bargeldspürhund am Grenzübergang Konstanz-Autobahn 33.500 Euro im Kofferraum, unter der Schmutzwäsche und im Boden des Kosmetikkoffers erschnüffelt. Zudem fanden Zollbeamte noch 18.000 Euro in Hand- und Hosentaschen beim Rentner-Ehepaar, das aus der Schweiz nach Deutschland wollte.

Die Szene am Bodensee hat es letzte Woche gegeben. Sie ist in diesen Tagen keine Ausnahme. Im Saarland stellten Zöllner einen verstörten älteren Herrn, der über die grüne Grenze aus Luxemburg kam – mit je 50.000 Euro als Polster in den Sohlen der Schuhe.

Anleger aus Deutschland und anderen europäischen Staaten holen ihr Schwarzgeld nach Hause, das sie teils Jahre auf Schweizer oder Luxemburger Konten gebunkert haben. Darauf gibt es zahlreiche Hinweise. So steigen die Einlagen von Privatkunden bei deutschen Banken stark an.

Die Betroffenen geben offenbar dem Druck deutscher Behörden auf Steuerflüchtige nach – und einer Kurskorrektur der Politik Schweizer Großbanken: Die befolgen neuerdings eine „Weißgeldstrategie“und wollen ab 2014 Konten mit nicht versteuerten Anlagen kündigen.

Über 20.000 Selbstanzeigen

Dass der Wind sich dreht, merken zuerst deutsche Finanzämter. Reuige Steuersünder erstatten zunehmend Selbstanzeige. Das „Handelsblatt“ hat bei den Bundesländern nachgefragt. Ergebnis: Bis Ende Oktober liegen in diesem Jahr bereits 20.156 Selbstanzeigen vor – gegenüber 8079 im Vorjahr. Denkbar, dass auch die Hoeneß-Affäre zur plötzlichen Aufwallung von Ehrlichkeit beiträgt. Als die Konten des FC Bayern-Präsidenten aufflogen, stieg die Meldequote im Frühjahr rasant. 3531 sind es bisher in NRW, 5185 in Baden-Württemberg.

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Andere, kaltblütigere packen das Geld persönlich ein. Sie versuchen es, bar über die Grenzen zu bringen. Doch genau dort lauert die Falle: Es ist ein deutsches Gesetz, das eigentlich der Bekämpfung der kriminellen Geldwäsche gilt. Danach müssen Summen über 10.000 Euro bei der Einreise angemeldet werden. Geschieht das nicht und der Schmuggel wird enttarnt, droht Bußgeld.

Weil die Zollfahnder seit 2007 aber auch Meldung an die zuständigen Finanzämter machen, wenn unangemeldetes Bargeld in der Höhe ab 10.000 Euro gefunden wird, das nicht Geldwäschedelikten zugeordnet werden kann, gehen auf diese Weise massenweise Steuerhinterzieher ins Netz. Seit 2012 addieren sich die so an deutschen Grenzen und Flughäfen festgestellten Schwarzgeld-Beträge auf eine halbe Milliarde Euro.

Zwei Jahre Ausbildung für Hunde

Auffällig ist die Entwicklung am Frankfurter Flughafen, dem deutschen Luftkreuz. Schon 2011 konnte der Zoll hier 42 Millionen Euro an nicht gemeldetem Geldtransfer feststellen. 2012 waren es dann 55 Millionen, die mit 2538 Bußgeldverfahren geahndet wurden. In zwölf Jahren hat sich deren Zahl verelffacht. Sieben Mal täglich geraten hier im Schnitt Bargeldschmuggler in die Fahnder-Fänge – mit steigender Tendenz.

Das ist auch den zehn tierischen Kollegen Rambos zu verdanken, die in Frankfurt, an den Grenzen zur Schweiz und nach Luxemburg, in den Seehäfen und am Düsseldorfer Airport dazu beitragen, die Kasse des Steuerzahlers zu füllen. Die Bargeldspürhunde haben lange genug gelernt. Bis zu zwei Jahren dauert ihre Spezialausbildung. Dann können Wolle und Leinen, die in vielen Banknoten verarbeitet sind, den Geruchssinn der Tiere wecken.

Sie sind überdies weltläufig, „schlagen nicht nur auf Euro und Franken, sondern auf viele gängige Währungen an“, erzählt Michael Hauck vom Hauptzollamt in Singen, Rambos Dienststelle.