Wiesbaden..
Die Zahl der Straftaten im Internet ist nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) möglicherweise zehn Mal so hoch wie angenommen. Deshalb will die oberste deutsche Polizeibehörde ihre Möglichkeiten zur Bekämpfung von „Cyber Crime“ aufrüsten.
BKA-Chef Jörg Ziercke sagte auf der Herbsttagung seiner Behörde in Wiesbaden, eine Größenordnung von sogar 2,5 Millionen Straftaten im Jahr 2012 sei nicht auszuschließen. Darauf wiesen interne Untersuchungen hin. Offiziell waren 229 000 Vorgänge registriert worden. Teilweise würden „klare Gesetzesverstöße“ heute „in keiner Statistik erscheinen“. In vielen Fällen würden Ermittlungen der Sicherheitsbehörden ins Leere laufen.
Das BKA hat zusammen mit den Bundesländern 167 „herausragende Fälle von Schwerkriminalität“ ausgewertet, in denen Ermittlungslücken entstanden sind, „weil die Überwachung oder Auswertung von Telekommunikation rechtlich oder technisch aufgrund von Verschlüsselung nicht möglich war“.
Ziercke und Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, wiesen auf das „Darknet“ hin, einen verschlüsselten Teil des Internets, in dem beispielsweise schon große Teile des Drogenhandels stattfinde, Auftragskiller Dienste anböten und „gestohlene nicht gesperrte Kreditkartendaten in 1000er Packen erworben werden können“, so Fritsche.
Vor diesem Hintergrund will das BKA seine Möglichkeiten technisch wie personell erheblich ausbauen. „Wir brauchen geeignete Maßnahmen, um IP-Adressen real existierenden Personen zuordnen zu können“, sagte Ziercke. Zu diesen Instrumenten gehörten die politisch hoch umstrittenen Mindestspeicherfristen von Telefon- und Internetdaten, das Anzapfen von einzelnen Computern („Quellen-TKÜ“) und Online-Durchsuchungen, jeweils nur nach richterlicher Anordnung.
Große Erwartungen setzt das Bundeskriminalamt auf eine etwa 150 Köpfe starke „schnelle Eingreiftruppe“ gegen Cyber-Crime. Sie soll 2014 ihre Tätigkeit aufnehmen.