Berlin. Die Städte wollen gehen massiv gegen die Geldspielautomaten vorgehen. Sie fordern ein Verbot der Automaten auch in Kneipen und Gaststätten. Selbst in Spiehallen sollen nur noch Unterhaltungsspiele erlaubt sein. Der Deutsche Städtetag verweist mit seiner Initiative auf die drohende Spielsucht sowie auf die Verschandelung der Innenstädte.

Die Städte in Deutschland machen Front gegen die Spielsucht. Sie fordern, dass die künftige Bundesregierung den Betrieb von Geldspielautomaten in Kneipen und Gaststätten generell verbietet. Heute sind dort bis zu drei Automaten erlaubt.

Auch in Spielhallen sollten nur noch die Unterhaltungsspiele erlaubt sein, die keine Gewinnmöglichkeiten eröffnen, sagte Helmut Dedy, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, der WAZ.

240.000 Spielautomaten

Dedy: „Rund eine halbe Million Menschen in Deutschland leiden unter Spielsucht. Drei Viertel aller Spielsüchtigen geben an, dass Geldspielgeräte der Einstieg waren“. Es sei ein „ernstzunehmendes Problem“, dass seit der Liberalisierung der Spieleverordnung 2006 die Zahl der Glücksspielautomaten um ein Drittel auf über 240 000 gestiegen sei. „Die Branche setzt 18,1 Milliarden Euro pro Jahr um. Gleichzeitig verschandeln Spielhallen die Städte“.

Der Vorstoß des Städtetages ist eine Reaktion auf das Scheitern eines Gesetzentwurfs in der letzten Wahlperiode. Damals sollten weniger tiefgehende Korrekturen, so die Reduzierung der Zahl der Spielgeräte auf eines, vorgenommen werden – mutmaßlich, weil das FDP-geführte Wirtschaftsministerium das Sagen hatte. Wegen einer breiten Debatte im Bundesrat gelang es aber nicht mehr, das Gesetz vor der Bundestagswahl zu verabschieden. Offenbar sehen die Kommunen jetzt die Chance für einen neuen, weiter reichenden Anlauf.

Suchtgefahr für Jugendliche

Ein Verbot von Glücksspielautomaten in Gaststätten sei auch deshalb sinnvoll, weil „das geltende Spielverbot für unter 18-Jährige dort nicht eingehalten wird“, sagte Dedy. Dagegen sei nach einem Verbot der Einsatz der Automaten nur noch in Spielcasinos erlaubt. „Dort kann Jugendlichen der von Zugang wirkungsvoll verwehrt werden“.

Umstritten ist auch das Angebot, an den Automaten „Punktespiele“ zu machen. Dabei werden Punkte „gekauft“ und können später zum Gewinn eingesetzt werden. Allerdings umgehen die Aufsteller damit die gesetzlich vorgeschriebene Höchstspieldauer. Der Städtetag glaubt: „Diese Punktespiele erhöhen das Suchtpotenzial erheblich“.

Gegner des Verbots von Glücksspielautomaten in Gaststätten sagen, dass dieses die Existenz von kleineren, vom Getränkeverkauf abhängigen Kneipen „in einem ohnhehin wirtschaftlich schwierig gewordenen Umfeld“ gefährde.