Berlin. .

Immer mehr Ruheständler in Deutschland sind auf Sozialhilfe angewiesen. Fast 465 000 Menschen über 65 Jahre bezogen Ende 2012 die sogenannte Grundsicherung im Alter, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. Fast ebenso viele Menschen erhielten wegen einer dauerhaften Erwerbsminderung Sozialhilfe. Insgesamt 900 000 Menschen in Deutschland waren damit Ende letzten Jahres von der Grundsicherung abhängig. Die Zahl der Hilfsbedürftigen nahm nach Angaben der Statistiker deutlich zu – um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein langfristiger Trend, der mit den Kürzungen der gesetzlichen Renten zusammenfällt.

Seit 2003 steigt die Zahl der Hilfsbedürftigen trotz Aufschwung und steigenden Löhnen fast kontinuierlich. Vor acht Jahren waren noch rund 120 000 weniger Menschen im Alter auf Staatshilfe angewiesen.

Zwei Drittel der älteren Sozialhilfeempfänger sind Frauen. Und: „Auf die Grundsicherung im Alter sind insbesondere westdeutsche Frauen angewiesen“, berichtet die Behörde. Im Osten mildert die Erwerbstätigkeit von Frauen in der DDR das Problem. Während in Westdeutschland 33 von 1000 Frauen über 65 auf Sozialhilfe angewiesen sind, sind es in Ostdeutschland nur 21. Die meisten älteren Sozialhilfeempfänger gibt es in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. NRW liegt mit 3,5 Prozent Hilfebeziehern vergleichsweise weit oben in der Skala.

IG Metall ist alarmiert

Die Gewerkschaft IG Metall reagierte alarmiert und warnte vor einem sozialpolitischen Skandal. „Mit kosmetischen Korrekturen wird sich die drohende Altersarmut als Massenphänomen in Deutschland nicht abwenden lassen“, sagte Vorstand Hans-Jürgen Urban. Ähnlich reagierte die Partei Die Linke. „Wir erleben gerade ein Renten-Drama, und dies ist nur der erste Akt“, sagte Matthias Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Fraktion im Bundestag. Vier von zehn Deutschen sorgen sich nach einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), dass ihre Rente im Alter nicht zum Leben reichen wird. Nach Einschätzung des DGB ist die Altersarmut in Wahrheit noch weiter verbreitet, weil viele ältere Menschen aus Scham den Gang zum Sozialamt scheuten.