Essen. . Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst ist die Geschichte vom steilen Aufstieg ein Hoffnungsträgers - und von seinem jähen Absturz. Es ist die Geschichte eines Mannes, dem sein Erfolg zu Kopf gestiegen ist, der jegliche Bodenhaftung verlor und der nun vor den Scherben seiner Karriere steht.

Tebartz-van Elst stammt aus dem niederrheinischen Twisteden, einem Örtchen in unmittelbarer Nähe zum Wallfahrtsort Kevelaer. Das katholische Umfeld prägte auch den jungen. Sein Wunsch, Priester zu werden, keimte bald in ihm auf. Was folgte, ist eine unaufhaltsame Karriere. Auf Studium und Promotion und Uni-Professur stieg er zunächst zum Weihbischof von Münster, dann 2008 zum Bischof von Limburg auf. Mit 48 Jahren war Tebartz-van Elst damals der jüngste unter den 27 deutschen Bischöfen. Er galt als intellektuell brillant, aufgeschlossen für Reformen, wenn auch konservativ in Glaubensfragen. Ein Mann der Zukunft. Nun scheint die Zukunft des heute 53-Jährigen beendet zu sein.

Freistehende Badewanne, 100.000 Euro für Adventskranz

Dabei geht es nicht allein um den drohenden Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung. Vor allem der Skandal um die Amtsresidenz des "Protz-Bischofs" (Bild) schadet dem Oberhirten.

Und die nun durchsickernden Details des Projekts, das ursprünglich mit 2,5 Millionen Euro veranschlagt war und nun bei 31 Millionen Euro Baukosten liegt, zeigen den offensichtlichen Realitätsverlust des Kirchenmanns: 780.000 Euro für einen "Mariengarten", fast drei Millionen Euro allein für die bischöfliche Wohnung (inclusive eines exklusiven Bades mit freistehender ovaler Badewanne mit Nackenstütze und Fußgestell), 2,3 Millionen Euro für einen Lichthof.

Für den Umbau des archäologischen Fundaments waren weitere 2,7 Millionen Euro fällig. Der Bau von Gästezimmern summiert sich auf 1,5 Millionen Euro. Und allein für die Aufhängung eines Adventskranzes, für die das gerade sanierte Dach wieder aufgesägt werden musste, gab der Bischof rund 100.000 Euro aus. Dies alles als Verschwendung zu bezeichnen, wäre noch geschönt.

"Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche"

Und was sagt der Bischof? "Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche." So der Geistliche in diesen Tagen in einem Interview der Bild-Zeitung. Das muss den Gläubigen Katholiken, nicht nur im Limburger Bistum, wie Hohn in den Ohren klingen. Am Wochenende will sich der Bischof in einem Brief an seine Gemeinde wenden, so hat er es angekündigt. Man darf gespannt sein.

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Im Vatikan sitzt ein Mann, der diese Erklärung sicher mit großer Spannung erwartet. Papst Franziskus, der eine "arme Kirche für die Armen" zu einem Leitmotiv seines noch jungen Pontifikats erklärt hat, ist mit seiner betonten Bescheidenheit der komplette Gegenentwurf zu Tebartz-van Elst. Er kann dem Treiben in Limburg, das inzwischen die gesamte katholische Kirche in Deutschland belastet, nicht mehr lange zuschauen. Er wird sich in kürze mit dem Chef der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, beraten.

Zollitsch ist gerade in einer bemerkenswerten Pressekonferenz deutlich von seinem Bischofskollegen abgerückt. Es kann keinen anderen Ausweg mehr geben, als die Ablösung des Bischofs Tebartz-van Elst. Sollte der Oberhirte selbst wenigstens noch einen Rest seiner Amtswürde retten wollen, muss er schnell von sich aus seinen Amtsverzicht anbieten. Seine Zeit als Kirchenfürst ist abgelaufen.