Limburg.

Die Urteile, die über den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst gefällt werden, sind an Eindeutigkeit nicht zu übertreffen. Der Oberhirte sei „unfähig, uneinsichtig und offensichtlich krank“ – das sagt der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller. „Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist“ – so äußert sich Jochen Riebel, Mitglied im Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls in Limburg.

„Er hat es so weit gebracht, dass es äußerst schwierig für ihn sein wird, zu bleiben“ – so urteilt Jiri Georg Kohl, Sprecher der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Und für die meisten von denen, die Tebartz-van Elst in diesen Tagen so scharf kritisieren, gibt es nur einen Ausweg: Der Bischof soll sein Amt aufgeben. Und wenn nicht, dann müsse der Vatikan einschreiten – und den Bischof seines Amtes entheben.

Einmalig in Deutschland

Was sich gerade im Bistum Limburg abspielt, ist wohl einmalig in der Bundesrepublik. Noch nie gab es einen solchen öffentlichen Proteststurm gegen einen Bischof; noch nie wurde ein Kirchenmann an so exponierter Stellung in der Öffentlichkeit derart ­schonungslos demontiert wie Tebartz-van Elst.

Die Kostenexplosion beim Bau des Limburger Bischofssitzes von ursprünglich veranschlagten 2,5 Millionen Euro auf mehr als 30 Millionen Euro ließ die ohnehin schwelende Kritik an dem umstrittenen Kirchenmann vollends losbrechen. Der Bischof habe die Steigerung zum Teil selbst verursacht, bestätigte gestern der Sprecher des Vermögensverwaltungsrates, Jochen Riebel. Ständige Umplanungen sowie Änderungswünsche des Bischofs hätten zu „ganz erheblichen Mehrkosten geführt“. Tebartz-van Elst habe von seinen Dienstreisen stets neue Ideen mitgebracht und diese sofort in den Bau einfließen lassen. So wurden unter anderem unterirdische Gänge angelegt, die mit großem Aufwand in den felsigen Boden gefräst werden mussten.

Verdacht der Falschaussage

Das Bistum hat die Kostenexplosion mit dem schwierigen Baugrund voller historischer Relikte und Forderungen des Denkmalschutzes begründet. So wurden zwei alte Gebäude saniert. Der hessische Denkmalschutz verneint aber, dies zur Auflage gemacht zu haben. Der Bischof äußert sich derzeit nicht zu den Vorwürfen.

An Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) gibt es seit Längerem Kritik. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien. Dem Kirchenmann, der aus dem niederrheinischen Kevelaer stammt und als Weihbischof in Münster tätig war, werden autoritärer Führungsstil und Verschwendung vorgeworfen. Dies führte im Bistum Limburg zu einer wachsenden Distanz zwischen vielen Katholiken und ihrem Oberhirten.

Seit seinem Amtsantritt Anfang 2008 verließen rund 25 000 Gläubige die Limburger Kirche. Vor einigen Wochen überreichten Tebartz-Kritiker dem Bischof einen Protestbrief mit mehr als 4000 Unterschriften. Der Gesandte, den Papst Franziskus daraufhin nach Limburg schickte, sollte die Wogen glätten.

Der Versuch darf vor diesem Hintergrund aktuell als vorerst gescheitert gelten.