Essen. . Die geplante drastische Dividendenkürzung beim Energieversorger RWE reißt tiefe Löcher in die Haushalte vieler Städte im Ruhrgebiet. Nun regt sich Widerstand in den Rathäusern im Revier. In Bochum, Bottrop, Essen und Mülheim heißt es, das letzte Wort sei bei diesem Thema noch nicht gesprochen.

Der Sparkurs des Energieversorgers RWE trifft viele Revierkommunen mit voller Wucht. Die geplante drastische Dividendenkürzung reißt tiefe Löcher in die städtischen Haushalte. Auch bei den Gewerbesteuern zeichnen sich Einbußen für Städte wie Dortmund und Essen ab.

RWE-Chef Peter Terium stehen un­ruhige Zeiten bevor. Es regt sich Widerstand in den Rathäusern. Mehrere Stadtkämmerer haben angekündigt, die vorgesehene Halbierung der Dividende verhindern zu wollen. In Bochum, Bottrop, Essen und Mülheim heißt es, das letzte Wort sei bei diesem Thema noch nicht gesprochen.

Ausschüttung halbiert

„Bis zur Entscheidung der Hauptversammlung werde ich alle Möglichkeiten nutzen, um eine höhere Dividende zu erreichen“, sagt Mülheims Kämmerer Uwe Bonan. Sein Essener Amtskollege Lars Martin Klieve betont: „Es muss eine Lösung geben, die oberhalb von einem Euro liegt.“

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Für die ohnehin hoch verschuldeten Revierstädte geht es um viel Geld. Für das laufende Jahr will RWE nur noch einen Euro je Aktie als Dividende zahlen. Damit soll die Ausschüttung halbiert werden. Flossen zuletzt noch rund 350 Millionen Euro in die Kassen der Kommunen, wären es künftig 175 Millionen Euro weniger.

Traditionell verfügen die Kommunen über erheblichen Einfluss im RWE-Konzern. Sie halten insgesamt rund 24 Prozent der Anteile.

Buchwerte der Aktien noch viel zu hoch angesetzt

Für Bochum beispielsweise hätte die Dividendenhalbierung zur Folge, dass die Stadt mit 6,8 Millionen Euro weniger auskommen muss – das entspricht rund zehn Prozent des gesamten Jahresdefizits. „Natürlich werden wir versuchen, mehr rauszuholen“, sagt daher Bochums Kämmerer Manfred Busch.

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Als Alternative zur massiven Dividendenkürzung wird auch das Thema Kapitalerhöhung bei RWE diskutiert. Ein solcher Schritt würde den Einfluss der Kommunen erheblich schmälern, da unwahrscheinlich ist, dass die verschuldeten Städte neues Geld in den Energiekonzern pumpen könnten.

Hinzu kommt, dass die RWE-Aktien in manchen Revierstädten noch immer mit traumhaften Aktienkursen der Vergangenheit in den Büchern stehen. In Essen lautet der Wert 75,92 Euro, dabei sind es aktuell rund 27 Euro. „Wir werden zum Ende des Jahres sehr sorgfältig prüfen, ob wir den Buchwert der Aktien anpassen müssen“, sagt Kämmerer Klieve. Damit wächst die Gefahr ei­ner Überschuldung der Stadt.