Sanaa. Am frühen Nachmittag kommt es in Jemens Hauptstadt Sanaa zum Feuergefecht. Ein Deutscher stirbt. Er soll Leibwächter der Botschafterin gewesen sein und womöglich ihre Entführung verhindert haben. Jemenitische Stellen dementieren dies allerdings.

Bei einem Überfall in Jemens Hauptstadt Sanaa ist nach Angaben aus lokalen Sicherheitskreisen ein deutscher Botschaftsmitarbeiter erschossen worden. Er soll als Leibwächter für Diplomaten gearbeitet haben. Medien des Landes berichteten, er habe sich am Sonntag gegen eine Entführung gewehrt. Unklar blieb, ob die Täter die Botschafterin verschleppen wollten.

Das Auswärtige Amt und die Bundespolizei konnten den Fall zunächst nicht bestätigen. "Das Auswärtige Amt und die Botschaft sind intensiv um Aufklärung des Sachverhalts bemüht", sagte eine Sprecherin.

Die Angreifer wollten den Deutschen jemenitischen Medienberichten zufolge zunächst vor einem Einkaufszentrum im südlichen Stadtteil Hadda entführen. Als er sich gewehrt habe, sei er getötet worden. Ein Korrespondent des Fernsehsenders Al-Arabija sagte, das eigentliche Ziel des Angriffs sei die deutsche Botschafterin gewesen. Sie sei aber davongekommen. Botschaft und Einkaufszentrum befinden sich im Diplomatenviertel der Stadt. Nach Angaben des jemenitischen Außenministeriums befand sich die deutsche Botschafterin im Jemen, Carola Müller-Holtkemper, zum Zeitpunkt der Schießerei gar nicht in Sanaa.

Botschaft war im August wegen Terrorwarnung geschlossen

Die Zeitung "Yemen Times" zitierte einen Mitarbeiter des Dschandul-Einkaufszentrums und Augenzeugen. Demnach sollen drei Bewaffnete den Deutschen am Eingang des Supermarktes getötet haben. Nach der Tat seien sie in einem schwarzen Fahrzeug geflüchtet.

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Botschafterin Müller-Holtkemper hatte am 30. September offiziell ihr Amt angetreten. Die 57-Jährige war zuvor Botschafterin in Albanien. Als Botschaftsmitarbeiterin war sie ferner in den arabischen und nordafrikanischen Ländern Jordanien, Ägypten und Marokko tätig.

Die Deutsche Botschaft in Sanaa war erst im August wegen einer akuten Terrorwarnung zwei Wochen geschlossen - auch andere westliche Vertretungen schlossen ihre Pforten. Im krisengebeutelten Jemen ist die Terrorgruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) aktiv. Westliche Geheimdienste halten sie derzeit für einen der gefährlichsten Ableger des Terrornetzwerkes weltweit.

Deutsche Botschaft wurde von Al-Kaida bedroht

Die deutsche Botschaft war eine der westlichen Vertretungen im Jemen, die nach Erkenntnissen des US-Geheimdienstes zuletzt vom Terrornetzwerk Al-Kaida bedroht worden war. Im August blieb die deutsche Botschaft wegen der Drohungen zwei Wochen lang geschlossen.

Auch andere westliche Staaten wie Großbritannien, Frankreich und die USA machten ihre Botschaften in Sanaa vorübergehend dicht. Für den ganzen Jemen gilt derzeit eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.

Im krisengebeutelten Jemen ist die Terrorgruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) aktiv. Westliche Geheimdienste halten sie derzeit für einen der gefährlichsten Ableger des Terrornetzwerkes weltweit. Mit Unterstützung der USA geht die jemenitische Armee hart gegen die Dschihadisten vor - immer wieder gibt es Drohnenangriffe. (afp)