Berlin.
Es ist verständlich, dass sich die SPD erst mal ziert. Aber am Ende sollte sie springen und eine neue Große Koalition wagen. Schwarz-Rot entspricht nicht nur dem Wählerwillen, die Koalition kann auch endlich vieles anpacken, was lange liegenblieb. Von der Energiewende über die Pflege bis zur Rente kann Schwarz-Rot mehr erreichen als andere Koalitionen, sogar bei Steuern und Mindestlohn ist eine Einigung denkbar.
Noch wichtiger ist die stabile Mehrheit für den weiteren Euro-Rettungskurs. Die SPD hat die Angst, am Ende bei Wahlen wieder so abgestraft zu werden wie 2009. Das ist Unsinn. Schuld war nicht die Regierungsbeteiligung, sondern die Dauer-Führungskrise der SPD: Drei Vorsitzende in vier Jahren, Identitätskrise, Zickzackkurs – so wird Regieren kein Erfolg.
Aus den Fehlern lässt sich lernen: Die SPD braucht einen starken Vizekanzler, der als Parteichef die Fäden in der Hand hält. Sie muss die Ministerien klug auswählen. Und sie muss früh eine Machtperspektive für die Zeit danach entwickeln. Vielleicht sozialliberal?