Berlin. . In Berlin wird schon spekuliert, wer nach der Bundestagswahl am Sonntag für ein Ministeramt infrage kommt. Einige bekannte Namen werden fehlen, andere groß herauskommen. Denn eine Regierungsbildung ist auch eine Jobbörse. Unsere Berlin-Korrespondenten verteilen schon mal das Fell des Bären.

Jede Regierungsbildung ist eine Jobbörse. Hinter den Kulissen wird in den Parteien längst darüber gesprochen, wer im Fall der Fälle ein Ministeramt bekäme. Entschieden ist nichts. Aber wir verteilen schon mal das Fell des Bären: Eine Spekulation.

Wer wird was, wenn Schwarz-Gelb die Regierung stellt?

Wenn es zur Neuauflage der schwarz-gelben Koalition kommt, dürfte sich einiges ändern im Kabinett – die Schwergewichte wären aber wieder dabei: Wolfgang Schäuble und Thomas de Maizière in ihren Ämtern, Ursula von der Leyen vielleicht auch in anderer Funktion.

Bei der FDP dürfte vor allem Außenminister Guido Westerwelle weitermachen und Wirtschaftsminister Philipp Rösler, wenn der nicht lieber Fraktionschef würde. Umweltminister Peter Altmaier bliebe im Amt, als Neuzugang gesetzt ist Ronald Pofalla – seinen Job als Kanzleramtschef könnte CDU-General Hermann Gröhe machen.

Warum Promis zur Wahl gehen

Borussia Dortmunds Fußball-Trainer Jürgen Klopp geht zur Wahl, weil
Borussia Dortmunds Fußball-Trainer Jürgen Klopp geht zur Wahl, weil "ich ehrlich gesagt gerne ein bisschen mitreden möchte bei der ganzen Geschichte, weil ich es wichtig finde." © dpa
Hamburgs Drag-Queen Olivia Jones geht wählen, weil
Hamburgs Drag-Queen Olivia Jones geht wählen, weil "ich die Demokratie etwas Wunderbares finde. Dafür wird auf der ganzen Welt gekämpft. Und wir haben wirklich die Möglichkeit, den Weg des Landes mitzubestimmen. Ich versuche natürlich auch immer gerade junge Leute zu motivieren, weil das einfach so etwas Wichtiges ist - etwas, das über Jahrzehnte erkämpft worden ist." © dpa
Schauspielerin Diane Kruger geht nicht zur Wahl, weil
Schauspielerin Diane Kruger geht nicht zur Wahl, weil "ich nie hier bin. Ich weiß nicht genug über die Probleme, die es in Deutschland gibt, um sagen zu können: Ich geh' wählen." © dpa
Der Schauspieler Peter Lohmeyer geht wählen, weil
Der Schauspieler Peter Lohmeyer geht wählen, weil "jeder mündige Bürger ab 18 Jahren sich damit beschäftigen sollte, was in Deutschland passiert, und eine Haltung dazu haben sollte. Ich würde mir auch wünschen, dass viele ausländische Bürger leichter und früher das Wahlrecht bekommen, ohne dass sie die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Auch sie sollten sich mit ihrer Stimme am demokratischen Prozess beteiligen. Ich selbst entscheide mich nicht nach dem, der mich am meisten anlächelt. Die Wahlplakate nerven, auch die Sätze, die da drauf stehen, sind vollkommen überflüssig. Aber auch der Wahlkampf ist langweilig, leider - und umso weniger Menschen interessiert es. Da ist das Theater schon der interessantere Ort." © dpa
Die Schauspielerin Sophie Schütt geht zur Wahl, weil
Die Schauspielerin Sophie Schütt geht zur Wahl, weil "wir alle was zu sagen haben. Wenn wir nicht wählen, dann haben wir keine Chance, etwas zu ändern. Wir müssen viel generationsübergreifender denken. Als Mutter ist es mir natürlich extrem wichtig, dass es auch meiner Kleinen später gut geht." © dpa
Der Schauspieler Wotan Wilke Möhring geht zu Wahl, weil
Der Schauspieler Wotan Wilke Möhring geht zu Wahl, weil "es wichtig ist - auch wenn sich die Themen der Parteien jetzt nicht so sehr unterscheiden und man heute eigentlich eher das kleinere Übel wählt. Wir können uns nicht im Nachhinein über Gesetzesänderungen beschweren, wenn wir gar nicht gewählt haben. Wenn man Kinder hat, ist es natürlich wichtig, dass man nach vorne guckt, und auch die Umwelt für den Nachwuchs lebenswert bleibt. Diesen Planeten zu erhalten, sollte mindestens unsere gemeinsame Mission sein." © picture alliance / dpa
Der Schauspieler Axel Prahl geht zur Wahl, weil
Der Schauspieler Axel Prahl geht zur Wahl, weil "jede nicht abgegebene Stimme Vorschub bietet für Parteien, die meiner Gesinnung nun überhaupt nicht entsprechen würden - sprich rechtspopulistische." © picture alliance / dpa
Manager des Bundesligisten FC Augsburg Stefan Reuter geht zur Wahl, weil
Manager des Bundesligisten FC Augsburg Stefan Reuter geht zur Wahl, weil "ich es nahezu als Pflicht ansehe, wählen zu gehen. Weil man nicht nur meckern kann. Sondern man sollte dann wenigstens auch hingehen und davon Gebrauch machen, selbst seine Stimme abzugeben. Von daher ist es für mich selbstverständlich, wählen zu gehen." © dpa
Der Schauspieler Wolfgang Fierek geht zur Wahl, weil
Der Schauspieler Wolfgang Fierek geht zur Wahl, weil "es wichtiger denn je ist. Bei den großen finanziellen Problemen, die wir mittlerweile haben, ist es notwendig, dass wir Leute an der Spitze haben, die mit unserem Geld umgehen können. Denn bei dem, was im Nachhinein alles aufgedeckt wurde, kommt man sich echt verarscht vor. Die Situation ist wirklich ernst. (...) In meiner Sturm-und-Drang-Zeit war mir Politik eigentlich ziemlich egal, obwohl mein Vater mich immer ermahnt hat: "Junge, Du musst jemandem Deine Stimme geben." Heute sollte sich jeder unbedingt damit beschäftigen, was politisch passiert." © dpa
Sänger Wolfgang Niedecken geht zur Wahl, weil
Sänger Wolfgang Niedecken geht zur Wahl, weil "ich in unendlich vielen Ländern war, wo man das Leben dafür geben würde, endlich frei wählen zu dürfen. Dass wir das hier vom Wetter abhängig machen oder davon, ob wir Lust haben, wählen zu gehen, ist nicht nur ein Luxusproblem, sondern wirklich obszön." © picture alliance / dpa
Reiner Calmund geht wählen, weil
Reiner Calmund geht wählen, weil "die Bundestagswahl am 22. September 2013 für mich genauso wichtig ist wie das Fußball-WM-Finale am 13. Juli 2014 in Rio de Janeiro. Nichtwähler haben kein Recht, über die Politik zu meckern. Ich selbst bin ein typischer Wechselwähler, der sich auch immer an großen Persönlichkeiten orientiert." © picture alliance / dpa
Die Schauspielerin Bettina Zimmermann geht zur Wahl, weil
Die Schauspielerin Bettina Zimmermann geht zur Wahl, weil "es nicht nur unsere freie Wahl ist, wählen zu können - es sollte auch unsere Pflicht sein. Jeder schimpft immer im Nachhinein, aber wenn man dann mal richtig nachfragt, ob die Leute denn auch wählen gegangen sind ... Ich finde, das ist einfach ein Muss. Ich denke auch gar nicht darüber nach, nicht wählen zu gehen." © dpa
Der Komponist und Leiter der Fischer-Chöre Gotthilf Fischer findet, dass
Der Komponist und Leiter der Fischer-Chöre Gotthilf Fischer findet, dass "Wählen Bürgerpflicht ist. Man muss sich dazu bekennen, wenn man Deutscher ist, und auch zur Wahl gehen. (...) In meinen Chören sind alle Parteien vertreten." © dpa
Kurz vor der Bundestagswahl melden sich Promis zu Wort, was sie vom Wählen halten. Deshalb geht Schlagersänger Guildo Horn zur Wahl:
Kurz vor der Bundestagswahl melden sich Promis zu Wort, was sie vom Wählen halten. Deshalb geht Schlagersänger Guildo Horn zur Wahl: "Ich gehe immer wählen. Wenn ich nicht wählen gehe, mache ich es den Leuten einfach, die das Kreuz dahin machen, wo ich es überhaupt nicht haben möchte. Ich habe keinen Bock, dass unser Land in eine extreme Richtung zieht. Ich versuche, immer da mein Kreuzchen zu machen, wo mein Herz schlägt." © picture alliance / dpa
Schauspieler David Kross geht zu Wahl, weil
Schauspieler David Kross geht zu Wahl, weil "ich vor kurzem gehört habe, dass es in diesem Jahr voraussichtlich eine große Anzahl von 30 Prozent Nichtwähler gibt. Ich glaube, es ist das Mindeste in einer Demokratie, dass man da mitmacht. Ich bin auch generell für Europa, wie wir es jetzt haben." © dpa
Eisschnellläuferin Claudia Pechstein geht zur Wahl, weil
Eisschnellläuferin Claudia Pechstein geht zur Wahl, weil "das Recht zur freien und geheimen Wahl ein hohes Gut der Demokratie ist, um das uns viele Völker auf der Welt beneiden." © picture alliance / dpa
Der neue IOC-Präsident Thomas Bach geht zur Wahl, weil
Der neue IOC-Präsident Thomas Bach geht zur Wahl, weil "ich über die Zukunft unseres Landes mitentscheiden will." © dpa
Porsche-Chef Matthias Müller geht zur Wahl, weil
Porsche-Chef Matthias Müller geht zur Wahl, weil "Demokratie für einen wie mich, der in der DDR geboren wurde, ein sehr hohes Gut ist. Und dazu gehört für mich dann auch die Möglichkeit, mit meiner Stimme zum Ausdruck zu bringen, wie und durch wen die politische Führung unseres Landes wahrgenommen werden soll." © dpa
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt geht zur Wahl, weil
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt geht zur Wahl, weil "ich das als Bürgerpflicht in einem demokratischen Land sehe. Andere Länder kämpfen vehement um demokratische Rechte." © dpa
Die Fußball-Bundeliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus geht zur Wahl, weil
Die Fußball-Bundeliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus geht zur Wahl, weil "ich mich mit meiner Stimme aktiv an unserer Demokratie beteiligen kann. Eine freie, geheime und unabhängige Wahl ist die Basis unserer Demokratie und gibt mir die Möglichkeit, unsere Gesellschaft und Politik nach meinen Vorstellungen mit zu gestalten." © dpa
Die Schauspielerin Maria Simon geht nicht mehr zur Wahl. Ihre Begründung: Weil
Die Schauspielerin Maria Simon geht nicht mehr zur Wahl. Ihre Begründung: Weil "ich nicht mehr daran glaube, dass ich damit etwas bewirken kann. Das heißt aber nicht, dass ich unpolitisch bin - im Gegenteil. Verändern kann ich aber nur etwas im Kleinen. Darum ist es wichtig, dass ich mich engagiere. In der Familie, auf der Arbeit, in meinem Umfeld. Dass ich selber etwas pflanze, um daraus etwas Großes werden zu lassen. Ich glaube, das nutzt mehr, als meine Stimme abzugeben." © picture alliance / dpa
Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Thomas Rabe, geht wählen
Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Thomas Rabe, geht wählen "weil ich als Bürger dieses Land mitgestalten möchte. Die demokratische Freiheit, seine Stimme abgeben zu können, ist ein hohes Gut. Wer nicht wählt, wählt definitiv den falschen Weg. Ich würde mich freuen, wenn die Wahlbeteiligung ein Gewinner der Wahl wäre." © picture alliance / dpa
Der deutsche Autor Jacques Berndorf geht zu Wahl, weil
Der deutsche Autor Jacques Berndorf geht zu Wahl, weil "wir die Wahl haben. Ich denke, man muss Demokratie heute auch dadurch beschützen, dass man sich demokratisch verhält." © picture alliance / dpa
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Wer geht? Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) wechselt nach Bayern, womöglich tauscht die CSU auch weitere Minister – Peter Ramsauer oder Hans-Peter Friedrich – aus. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) darf nicht weitermachen. Hinzu kommt, dass die FDP ein kleinerer Koalitionspartner wäre als 2009: Statt der fünf Ministerien kann sie allenfalls vier beanspruchen: Gefährdet sind Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel und Gesundheitsminister Daniel Bahr; aber auch Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger müsste bangen.

Neuzugänge: Sehr wahrscheinlich rückt CSU-General Alexander Dobrindt ins Kabinett (Innen, Verbraucher, Verkehr), CSU-Familienpolitikerin Dorothee Bär womöglich auch, bei der CDU vielleicht Jens Spahn (Gesundheit).

Wer wird was in einer Große Koalition?

Die Große Koalition ist die kniffligste Kombination. Auf SPD-Chef Sigmar Gabriel käme Überzeugungsarbeit zu. Das Zauberwort: Augenhöhe. Die Partner müssten etwa gleich stark im Kabinett vertreten sein.

Auf Gabriel käme eine Führungsaufgabe und wohl auch ein Schlüsselressort zu: Soziales, Finanzen, Auswärtiges Amt. In der letzten Großen Koalition hatte die SPD alle drei Ministerien. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles wäre dran, Manuela Schwesig auch.

Finanzminister Wolfgang Schäuble und/oder Ursula von der Leyen (Soziales) müssten um ihre Jobs bangen. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) verteidigt seinen Posten. Für das Innenressort läuft sich Sozialdemokrat Thomas Oppermann warm. Der Chef des Kanzleramts, Ronald Pofalla, wird meist mit einem Fachressort bedacht. Soll er die Energiewende managen?

Verkehr ist für die CSU wichtig. Man hört, Parteichef Horst Seehofer wolle Generalsekretär Alexander Dobrindt zum Aufstieg verhelfen. Ministrabel ist auch Gerda Hasselfeldt.

Aber die aufregendste Spekulation gilt einer Frau, die man nicht auf der Rechnung hatte: Ex-Bildungsministerin Annette Schavan. Im Herbst wird vor Gericht eine Entscheidung erwartet. Behält Schavan ihren Doktortitel, so heißt es, werde sie politisch rehabilitiert.

Wer wird was, wenn Rot-Grün, die Regierung bildet?

Sollte es doch noch für Rot-Grün unter Kanzler Peer Steinbrück reichen, gelten Oppermann und Schwesig als gesetzt. Ex-Justizministerin Brigitte Zypries könnte wieder auf ihren ehemaligen Kabinettsposten rücken. Gut möglich, dass Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier noch einmal ins Außenministerium zieht. Allenfalls Außenseiterchancen dürfte Karl Lauterbach (Gesundheit) haben.

Spannend ist die Frage, ob die SPD Matthias Machnig als Energieminister durchsetzen könnte. Auch die Grünen pochen auf das bedeutende Energieressort. Von der Ökopartei könnte Vizekanzler Jürgen Trittin den Posten übernehmen. Doch der will lieber Finanzminister werden.

Parteichef Cem Özdemir wäre ein potenzieller Bildungsminister, während Fraktionschefin Renate Künast Verbraucherministerin werden könnte. Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt könnte Richtung Arbeit und Soziales schielen. Parteichefin Claudia Roth, die auch mal mit dem Außenressort geliebäugelt haben soll, wäre als Entwicklungsministerin vorstellbar.

Bei Schwarz-Grün könnte Trittin seine Hoffnungen als oberster Kassenwart wohl begraben. Es ist schwer vorstellbar, dass sich Kanzlerin Angela Merkel das Finanzministerium aus der Hand nehmen lässt.