Berlin.. In Berlin wird schon spekuliert, wer nach der Bundestagswahl am Sonntag für ein Ministeramt infrage kommt. Einige bekannte Namen werden fehlen, andere groß herauskommen. Denn eine Regierungsbildung ist auch eine Jobbörse. Unsere Berlin-Korrespondenten verteilen schon mal das Fell des Bären.

Jede Regierungsbildung ist eine Jobbörse. Hinter den Kulissen wird in den Parteien längst darüber gesprochen, wer im Fall der Fälle ein Ministeramt bekäme. Entschieden ist nichts. Aber wir verteilen schon mal das Fell des Bären: Eine Spekulation.

Wer wird was, wenn Schwarz-Gelb die Regierung stellt?

Wenn es zur Neuauflage der schwarz-gelben Koalition kommt, dürfte sich einiges ändern im Kabinett – die Schwergewichte wären aber wieder dabei: Wolfgang Schäuble und Thomas de Maizière in ihren Ämtern, Ursula von der Leyen vielleicht auch in anderer Funktion.

Bei der FDP dürfte vor allem Außenminister Guido Westerwelle weitermachen und Wirtschaftsminister Philipp Rösler, wenn der nicht lieber Fraktionschef würde. Umweltminister Peter Altmaier bliebe im Amt, als Neuzugang gesetzt ist Ronald Pofalla – seinen Job als Kanzleramtschef könnte CDU-General Hermann Gröhe machen.

Wer geht? Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) wechselt nach Bayern, womöglich tauscht die CSU auch weitere Minister – Peter Ramsauer oder Hans-Peter Friedrich – aus. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) darf nicht weitermachen. Hinzu kommt, dass die FDP ein kleinerer Koalitionspartner wäre als 2009: Statt der fünf Ministerien kann sie allenfalls vier beanspruchen: Gefährdet sind Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel und Gesundheitsminister Daniel Bahr; aber auch Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger müsste bangen.

Neuzugänge: Sehr wahrscheinlich rückt CSU-General Alexander Dobrindt ins Kabinett (Innen, Verbraucher, Verkehr), CSU-Familienpolitikerin Dorothee Bär womöglich auch, bei der CDU vielleicht Jens Spahn (Gesundheit).

Wer wird was in einer Große Koalition?

Die Große Koalition ist die kniffligste Kombination. Auf SPD-Chef Sigmar Gabriel käme Überzeugungsarbeit zu. Das Zauberwort: Augenhöhe. Die Partner müssten etwa gleich stark im Kabinett vertreten sein.

Auf Gabriel käme eine Führungsaufgabe und wohl auch ein Schlüsselressort zu: Soziales, Finanzen, Auswärtiges Amt. In der letzten Großen Koalition hatte die SPD alle drei Ministerien. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles wäre dran, Manuela Schwesig auch.

Finanzminister Wolfgang Schäuble und/oder Ursula von der Leyen (Soziales) müssten um ihre Jobs bangen. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) verteidigt seinen Posten. Für das Innenressort läuft sich Sozialdemokrat Thomas Oppermann warm. Der Chef des Kanzleramts, Ronald Pofalla, wird meist mit einem Fachressort bedacht. Soll er die Energiewende managen?

Verkehr ist für die CSU wichtig. Man hört, Parteichef Horst Seehofer wolle Generalsekretär Alexander Dobrindt zum Aufstieg verhelfen. Ministrabel ist auch Gerda Hasselfeldt.

Aber die aufregendste Spekulation gilt einer Frau, die man nicht auf der Rechnung hatte: Ex-Bildungsministerin Annette Schavan. Im Herbst wird vor Gericht eine Entscheidung erwartet. Behält Schavan ihren Doktortitel, so heißt es, werde sie politisch rehabilitiert.

Wer wird was, wenn Rot-Grün, die Regierung bildet?

Sollte es doch noch für Rot-Grün unter Kanzler Peer Steinbrück reichen, gelten Oppermann und Schwesig als gesetzt. Ex-Justizministerin Brigitte Zypries könnte wieder auf ihren ehemaligen Kabinettsposten rücken. Gut möglich, dass Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier noch einmal ins Außenministerium zieht. Allenfalls Außenseiterchancen dürfte Karl Lauterbach (Gesundheit) haben.

Spannend ist die Frage, ob die SPD Matthias Machnig als Energieminister durchsetzen könnte. Auch die Grünen pochen auf das bedeutende Energieressort. Von der Ökopartei könnte Vizekanzler Jürgen Trittin den Posten übernehmen. Doch der will lieber Finanzminister werden.

Parteichef Cem Özdemir wäre ein potenzieller Bildungsminister, während Fraktionschefin Renate Künast Verbraucherministerin werden könnte. Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt könnte Richtung Arbeit und Soziales schielen. Parteichefin Claudia Roth, die auch mal mit dem Außenressort geliebäugelt haben soll, wäre als Entwicklungsministerin vorstellbar.

Bei Schwarz-Grün könnte Trittin seine Hoffnungen als oberster Kassenwart wohl begraben. Es ist schwer vorstellbar, dass sich Kanzlerin Angela Merkel das Finanzministerium aus der Hand nehmen lässt.