Athen. .

Die Ermordung eines linksgerichteten Musikers durch einen Rechtsextremisten in Athen hat die politischen Spannungen in Griechenland verschärft. Der militante Antifaschist und Sympathisant der linken Gruppierung Antarsia wurde in der Nacht zum Mittwoch im Vorstadtbezirk Keratsini erstochen, wie die Polizei mitteilte. Ein Mitglied der fremdenfeindlichen Neonazi-Partei Goldene Morgenröte bekannte sich zu der Tat. Bei dem Opfer handelt es sich laut Polizei um Pavlos Fryssas; der 34-jährige Hip-Hopper erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Örtlichen Medien zufolge war er gegen Mitternacht vor einem Lokal in einen Streit über Fußball geraten, der sich dann zu einer Auseinandersetzung über politische Themen entwickelte.

Antarsia sprach von einem Racheakt aufgrund Fryssas’ „anti-faschistischen Engagements“ und rief für den Nachmittag zu Protesten am Tatort und im ganzen Land auf. Nach Angaben der „Vereinten Front gegen Faschismus und rassistische Bedrohung“ war der Musiker in einen „Hinterhalt“ geraten und wurde zusammen mit anderen Gesinnungsgenossen von rund 40 schwarzgekleideten Neonazis mit Knüppeln angegriffen. Der mutmaßliche Täter, der bei seiner Festnahme ein Messer bei sich trug, bekannte sich zu der Tat und gab laut Polizei zu, Mitglied der Goldenen Morgenröte zu sein. Die rechtsextreme Partei stritt jede Verwicklung in die Tat ab, die „politisch instrumentalisiert“ worden sei. Die Regierung in Athen verurteilte den Mord und kündigte nicht näher erläuterte Maßnahmen an, damit sich derartige Übergriffe nicht wiederholten.

Bereits am Freitag Zusammenstöße

Schon am Freitag waren bei gewaltsamen Zusammenstößen in der Vorstadt von Athen acht Mitglieder der kommunistischen Partei KKE verletzt worden. Auch dafür wurden Anhänger der Goldenen Morgenröte verantwortlich gemacht.

Mit Entsetzen reagierten die Parteien. „Es handelt sich um einen organisierten Versuch, die Demokratie zu destabilisieren“, sagte der Vertreter der Oppositionspartei Bündnis der radikalen Linken (Syriza), Dimitris Papadimoulis. „Die Goldene Morgenröte ist eine verbrecherische Vereinigung“, erklärte die zusammen mit den Konservativen regierende Sozialistische Partei (Pasok).

Nach jüngsten Umfragen käme die Goldene Morgenröte derzeit auf 13 Prozent der Stimmen; knapp sieben Prozent waren es bei der Wahl 2012 gewesen. Die Partei ist mit 18 Abgeordneten im 300-Sitze-Parlament in Athen vertreten.

Die Wut über den Mord an Fryssas vermengte sich am Mittwoch mit dem Protest gegen die rigide Sparpolitik der griechischen Regierung. Tausende Staatsbedienstete legten die Arbeit nieder und zogen in Athen und Thessaloniki auf die Straße, auch, um ihre Solidarität mit dem Getöteten und Ablehnung der Rechten zu demonstrieren.

Nachdem zuvor vor allem Lehrer, Krankenhausärzte und Anwälte gestreikt hatten, wurden durch den von Gewerkschaften initiierten Gesamtstreik aller Bediensteten im öffentlichen Dienst schon am Vormittag Arbeiten in den Ämtern nicht mehr erledigt. Der Eisenbahnverkehr wurde auf ein Minimum reduziert. Die Wut der Staatsdiener richtet sich gegen Sparpläne der Regierung zum Abbau von Stellen im öffentlichen Dienst, wozu sich Griechenland im Gegenzug für internationale Milliarden-Hilfen verpflichtet hatte.