Erfurt. . Matthias Machnig kassierte offenbar parallel Gehalt als Landesminister in Thüringen und Ruhegeld als Ex-Staatssekretär. Der SPD-Mann, Mitglied im Schattenkabinett von Peer Steinbrück, beteuert: Alles lief rechtmäßig ab. Ausgerechnet Machnig hatte zuvor die „Versorgungsmentalität“ der Union kritisiert.

Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig, der im Wahlkampfteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück für das Thema Energie zuständig ist, soll mehrere Jahre lang doppelte Bezüge kassiert haben. Wie der „Spiegel“ unter Berufung auf ein Schreiben der Bundesfinanzdirektion berichtet, soll Machnig neben seinem Einkommen als Landesminister ein Ruhegehalt aus seinem vorherigen Amt als Staatssekretär im Bundesumweltministerium bezogen haben.

Erst nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahr 2011 sei das zweite Einkommen reduziert worden. Das Urteil „hatte zur Folge, dass im Ergebnis eine höhere Anrechnung der Ministerbezüge auf die Versorgungsansprüche gegen den Bund erfolgte“, heißt demnach in dem Schreiben.

Die Zahlungen aus der Bundeskasse beliefen sich dem Bericht zufolge von November 2009 bis Juli 2012 auf insgesamt deutlich mehr als 100.000 Euro.

Der SPD-Politiker bestätigte, dass er über Jahre neben seinem Ministergehalt auch ein Ruhegehalt als Ex-Staatssekretär bezogen habe, das zum Teil mit seinen Ministerbezügen verrechnet worden sei. Er wehrte sich gegen den Vorwurf, er habe zu Unrecht doppelte Bezüge kassiert. Er legte ein Schreiben der Bundesfinanzdirektion Mitte offen. Darin wird ihm bescheinigt, dass die Angelegenheit „von allen Verfahrensbeteiligten entsprechend der jeweils geltenden Rechtslage/Rechtsauffassung behandelt worden“ sei.

Steinbrücks Schattenkabinett

Der Kandidat hat sein Team beisammen. Auf den folgenden Seiten zeigen wir das Schattenkabinett von Peer Steinbrück.
Der Kandidat hat sein Team beisammen. Auf den folgenden Seiten zeigen wir das Schattenkabinett von Peer Steinbrück. © dpa
Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) wird den Bereich Energie und Umwelt abdecken.
Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) wird den Bereich Energie und Umwelt abdecken. © dpa
Geeche Joost, Jahrgang 1974, soll den Themenbereich Internet übernehmen.
Geeche Joost, Jahrgang 1974, soll den Themenbereich Internet übernehmen. © AFP
Der Essener Oliver Scheytt ist Steinbrücks Mann für Kultur
Der Essener Oliver Scheytt ist Steinbrücks Mann für Kultur © WAZ FotoPool
Die Bremer Professorin Yasemin Karakasoglu (48) ist im Steinbrück-Team für Bildung zuständig.
Die Bremer Professorin Yasemin Karakasoglu (48) ist im Steinbrück-Team für Bildung zuständig. © dpa
Zu den letzten Mitgliedern seines Schattenkabinetts, die SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück vorstellte, gehört Cornelia Füllkrug-Weitzel. Die 58-Jährige ist Präsidentin von Brot für die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe.
Zu den letzten Mitgliedern seines Schattenkabinetts, die SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück vorstellte, gehört Cornelia Füllkrug-Weitzel. Die 58-Jährige ist Präsidentin von Brot für die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe. © dpa
Christiane Krajewski ist Steinbrücks Fachfrau in Sachen Wirtschaft. Sie leitete das Wirtschaftsressort im Saarland.
Christiane Krajewski ist Steinbrücks Fachfrau in Sachen Wirtschaft. Sie leitete das Wirtschaftsressort im Saarland. © dpa
Die Fliege ist sein Markenzeichen: Karl Lauterbach ist der Gesundheitsexperte in Steinbrücks Mannschaft.
Die Fliege ist sein Markenzeichen: Karl Lauterbach ist der Gesundheitsexperte in Steinbrücks Mannschaft. © dpa
Thomas Oppermann ist parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion. Im Schattenkabinett ist er für den Bereich Inneres und Recht verantwortlich.
Thomas Oppermann ist parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion. Im Schattenkabinett ist er für den Bereich Inneres und Recht verantwortlich. © dpa
Florian Pronold, 39, ist Chef der Bayern-SPD. In Steinbrücks Team ist er der Verkehrsexperten.
Florian Pronold, 39, ist Chef der Bayern-SPD. In Steinbrücks Team ist er der Verkehrsexperten. © dpa
Frauen, Familie, Aufbau Ost, Demografie - das sind die Themen von Manuela Schwesig. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende ist auch  Ministerin für Soziales und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern.
Frauen, Familie, Aufbau Ost, Demografie - das sind die Themen von Manuela Schwesig. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende ist auch Ministerin für Soziales und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern. © Getty Images
Der Gewerkschaftsfunktionär Klaus Wiesehügel ist bei Steinbrück für den Bereich Arbeit und Soziales zuständig.
Der Gewerkschaftsfunktionär Klaus Wiesehügel ist bei Steinbrück für den Bereich Arbeit und Soziales zuständig. © WAZ FotoPool
Die frühere Bundesjustizministerin Brigitte Zypries ist in Steinbrücks Schattenkabinett die Expertin für Verbraucherschutz.
Die frühere Bundesjustizministerin Brigitte Zypries ist in Steinbrücks Schattenkabinett die Expertin für Verbraucherschutz. © dpa
Rolf Kleine gehört im strengen Sinne nicht zu Steinbrücks Schattenkabinett. Als sein neuer Sprecher dürfte er dem Kandidaten aber mindestens so nahe stehen wie die Schattenminister.
Rolf Kleine gehört im strengen Sinne nicht zu Steinbrücks Schattenkabinett. Als sein neuer Sprecher dürfte er dem Kandidaten aber mindestens so nahe stehen wie die Schattenminister. © dpa
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Machnig war während der Großen Koalition von 2005 bis 2009 Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Er wurde nach dem Regierungswechsel im November 2009 Medienberichten zufolge in den einstweiligen Ruhestand versetzt und trat unmittelbar danach seinen Posten als Wirtschaftsminister in Thüringen an.

Affäre um Ministerpräsidentin

Ministeriumssprecher Stephan Krauß wies die Vorwürfe am Wochenende zurück. Machnig habe sich „absolut rechtskonform verhalten“, er sei im Unterschied zur Pensionsaffäre um den früheren Regierungssprecher Peter Zimmermann nicht freiwillig als Staatssekretär ausgeschieden, betonte Krauß. Für solche Fälle sei der einstweilige Ruhestand gedacht.

Am Mittwoch war die Immunität von Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) aufgehoben worden, um den Weg für Ermittlungen der Staatsanwaltschaft freizumachen. Hintergrund ist die Affäre um die Pensionierung Zimmermanns. Lieberknecht hatte ihren Ex-Sprecher Ende Juni in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Damit hätten dem 37-Jährigen weiterhin staatliche Bezüge zugestanden, obwohl er inzwischen einen neuen Job in der Wirtschaft antrat.

Wegen der Vorwürfe war Ministerpräsidentin Lieberknecht erheblich unter Druck geraten, auch von ihrem Koalitionspartner SPD kam deutliche Kritik. Matthias Machnig selbst hatte in einem Interview vom Juli die „Versorgungsmentalität“ der CDU kritisiert.

Der Berliner Verwaltungsrechtler Ulrich Battis kritisierte den laxen Umgang mit Versorgungsansprüchen ehemaliger Spitzenbeamter: „Das Verbot der Doppelalimentierung ist auf dem Papier inzwischen weitgehend durchgesetzt, beim Vollzug hat es aber immer wieder Nachlässigkeiten gegeben.“

Das Bundesfinanzministerium betonte, nach dem Urteil seien Machnigs Bezüge „umgehend“ gekürzt worden. (afp/dpa)