Der SPD-Kanzlerkandidat wollte nur witzig sein. Doch die für ein ironisches Foto-Shooting gedachte Geste bekommt ein Eigenleben, das seinen gerade erst ins Laufen gekommenen Wahlkampf beendet. Jetzt kann er nicht mehr ernst genommen werden, sagt Thomas Wels.
Ernst nehmen, nicht ernst nehmen? Geht es nicht auch mal mit Humor im Wahlkampf? Klar geht das. Aber hier geht es um eine wohlkalkulierte Geste eines Kanzlerkandidaten, der gerne ernst genommen werden möchte. Wir sollten ihm den Gefallen tun.
Was also sagt die Gestik-Antwort auf die provokante Frage nach Pannen-Peers Wahlkampfstolperei aus? Steinbrücks Mittelfinger ist das Ausrufezeichen hinter einem kräftigen „Ihr könnt mich mal.“ Will sagen: Ende der Debatte, interessiert mich nicht mehr, macht was ihr wollt.
Nun hat auch ein Kanzlerkandidat das Recht, seinen Unmut über den medialen Umgang mit ihm zu äußern. Er aber beendet jeglichen Dialog. Die Geste wirkt trotz aller Inszenierung echt, und das ist Steinbrücks Problem. Denn ein Politiker, zumal ein Kanzlerkandidat, sollte doch gesprächsfähig bleiben. Man kann ja nicht immer und bei jeder Gelegenheit die Kavallerie rufen.