Was für ein schöner Erfolg für den Insolvenzverwalter. Und was für ein Einblick in die Abgründe aus Selbstherrlichkeit, Eitelkeit und offenkundig auch Gier der ehemaligen Arcandor-Führung und insbesondere von Thomas Middelhoff.

Das Urteil des Essener Landgerichts geht weit über einen Einzelfall hinaus. Es berührt einmal mehr die Frage von Verantwortung im Management, die Frage, inwieweit angestellte Top-Führungskräfte für das eigene Handeln regresspflichtig sind. Das ist keine Kleinigkeit, und es ist der große Unterschied zu voll haftenden Familien-Unternehmern. Von denen jedenfalls kommt in der Regel keiner auf die Idee, Millionen-Gagen auszukehren, von denen die Firma nichts hat.

Middelhoff hat als Chef 2,3 Millionen Euro Sonderbonus angenommen, obschon er und der Aufsichtsrat wussten, dass er das Unternehmen verlassen wird. Darf ein Vorstandsvorsitzender, der dem Wohl des Unternehmens verpflichtet ist, das annehmen? Wohl kaum. Ein solches Verhalten ist ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter – und einer sozialen Marktwirtschaft nicht würdig. Ein gutes Urteil aus Essen.