Berlin. .
Er hat für seine Redehonorare Prügel kassiert, Illoyalitäten durch die SPD-Spitze erlebt und sich die Zunge verbrannt: Als Kanzlerkandidat hat Peer Steinbrück vieles durchgemacht. Aber dass er erpresst werden könnte, lag „jenseits“ seiner Vorstellungskraft. Jedenfalls bis vor wenigen Tagen.
Wie die „Bild“ am Wochenende berichtete, hat ein Unbekannter mit Enthüllungen über eine angeblich schwarz beschäftigte Putzhilfe in Steinbrücks Haus vor 14 Jahren gedroht. Sie soll sich zum damaligen Zeitpunkt illegal in Deutschland aufgehalten haben.
Zum Einzug geschenkt
Laut „Bild“ war der Erpresserbrief vom 30. August, der auf Steinbrücks persönliche Integrität zielt, an dessen Ehefrau Gertrud adressiert. Darin habe der Absender gefordert, sie solle „ihren Mann im Stillen dazu bewegen, seine Kanzlerkandidatur bis zum 10. September aus persönlichen Gründen niederzulegen“. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.
„Steinbrücks sind nicht erpressbar. Und sie lassen sich auch nicht erpressen“, sagte Gertrud Steinbrück. Sie erklärte, ihre Mutter habe der Familie nach dem Wechsel von Kiel nach Bonn im Jahre 1999 „zum Einzug geschenkt, dass ihre Putzhilfe für ein halbes Jahr einmal in der Woche bei uns sauber machen sollte“.
Bei der Frau habe es sich um eine Philippinerin gehandelt, die mit einem Gärtner der philippinischen Botschaft verheiratet und dort versichert gewesen sei. „Ich zahlte sie für die bei mir abgeleisteten Stunden aus und rechnete das jeweils mit meiner Mutter ab“, sagte Gertrud Steinbrück. Als sie die Putzhilfe nach einem halben Jahr übernehmen wollte, habe diese einen Arbeitsvertrag ausgeschlagen, weil ihr Mann den Job und die Familie den Aufenthaltsstatus verloren habe. Deshalb hätte sie nur schwarz arbeiten können, was Gertrud Steinbrück abgelehnt habe.
Heute soll die einstige Putzhilfe in Bonn leben und eine Aufenthaltsgenehmigung haben. „Ich bin der Familie sehr dankbar, sie hat mich damals unterstützt“, sagte sie der „Bild“.
Der SPD-Kanzlerkandidat hat die Frau nach eigenen Angaben nie kennengelernt. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Erfurt sagte er am Wochenende, der einzige Weg, mit dem Erpressungsversuch umzugehen, sei alles offenzulegen und die Polizei einzuschalten.
Aus dem Wohnumfeld
SPD-Parteichef Sigmar Gabriel sprach gegenüber der „Bild am Sonntag“ vom „absoluten Tiefpunkt in diesem Wahlkampf“ und einer „Schmutzkampagne“. Steinbrück selbst sieht das anders. Er vermutet den Täter aus seinem Wohnumfeld in Bonn. Doch das alles werde seinem Wahlkampf nicht beeinflussen, meinte der Kanzlerkandidat.