Düsseldorf. . Sie waren erfolgreiche Ministerpräsidenten. Doch als Kanzerkandidaten scheiterten die SPD-Politiker Johannes Rau, Rudolf Scharping und Oskar Lafontaine.

Popularität im Land ist kein Erfolgsgarant für den Bund. Diese Erfahrung mussten schon prominente Sozialdemokraten machen. Johannes Rau ließ sich 1987 als vielleicht populärster Ministerpräsident Deutschlands auf die SPD-Kanzlerkandidatur ein, die in einem enttäuschenden 37-Prozent-Ergebnis endete. Dabei hatte Rau 1985 in NRW triumphal die absolute Mehrheit geholt. Sein Konzept, die aufkommenden Grünen auf Distanz zu halten und versöhnend die Mitte zu besetzen, ließ sich nicht auf den Bund übertragen.

Einer der unglücklichsten SPD-Kanzlerkandidaten war 1994 Rudolf Scharping. Obwohl er erst drei Jahre zuvor einen historischen Sieg in Rheinland-Pfalz errungen hatte und zum Ministerpräsidenten aufgestiegen war, galt der Bartträger mit der behäbigen Sprache auf Bundesebene schnell als Westerwälder Provinzler. Am Ende wurde er von Oskar Lafontaine gestürzt.

Auch Kurt Beck musste erleben, wie schnell ein volksnaher und beliebter „Landesfürst“ in Berlin zerrieben werden kann. Indiskretionen über seine angeblichen Kanzlerkandidaten-Pläne und viel Häme wegen Frisur, Lebensstil und Sprache ließen den Pfälzer 2008 als SPD-Chef schnell wieder aufgeben. Becks Politikcredo „Immer langsam mit de Leut’“ hatte im aufgeregten Berliner Betrieb keine Chance.

Keine Regel ohne Ausnahmen: Oskar Lafontaine war zwar 1990 als SPD-Kandidat gegen Helmut Kohl auf verlorenem Posten, doch der Saarländer kam bei Medien und Parteifreunden in Bonn gut an. Das damalige Urteil: Ein politisches Schwergewicht, das Provinz genauso kann wie Bundespolitik.

Gerhard Schröder wiederum konnte Eigenwilligkeit und Popularität als Ministerpräsident von Niedersachsen nutzen, um von der SPD überhaupt erst als Kanzlerkandidat aufgestellt zu werden. Sein Sieg bei der Landtagswahl 1998 ebnete ihm den Weg ins Kanzleramt. Schröder hatte aber zuvor bereits sechs Jahre im Bundestag gesessen und hatte so mit dem Wechsel keine Akklimatisierungsprobleme.