Düsseldorf. . Rot-Grün in NRW lockert die Auflagen für Senioren-Wohngemeinschaften und setzt verstärkt auf ambulante Pflege. Ziel ist, dass Alte, Pflegebedürftige und Behinderte länger in ihrem gewohnten Umfeld leben können. Den Pflegekassen dürfte auch daran gelegen sein, dass sich damit Geld sparen lässt.

Das Land streicht die strengen Auflagen für Alten-Wohngemeinschaften. Künftig brauchen ambulant betreute „Alten-WGs“ die hohen Standards von Pflegeheimen nicht mehr zu erfüllen – bisher muss jedes Zimmer über ein Bad sowie über eine bestimmte Größe verfügen.

Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hält ein Bad in der „WG“ für vier Personen für ausreichend. Nach dem Entwurf von Rot-Grün für ein Alten- und Pflegegesetz sollen Städte ab 2014 das Angebot an stationären Plätzen steuern.

Ambulante Hilfsangebote sollten laut Rot-Grün ausgebaut werden

SPD-Fraktionsvize Inge Howe kritisierte, dass es schon heute durch den massiven Bau privater Pflegeheime Überkapazitäten und Auslastungsprobleme gebe: „Pflegebedürftige und Behinderte wollen so lange wie möglich in ihren Wohnungen bleiben.“ Rot-Grün will deshalb die Pflege zu Hause im vertrauten Wohnviertel stärken. Anstelle von zusätzlichen Heimen sollen ambulante Hilfsangebote ausgebaut werden.

In NRW sind derzeit 548.000 Menschen auf Pflege angewiesen, weitere 300.000 leiden an Demenz. Bis zum Jahr 2050 wird sich deren Zahl verdoppeln. Obwohl die meisten Menschen lieber daheim bleiben wollen, gibt es nur 570 ambulante Wohngemeinschaften für Senioren, Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen.

Für Wohngemeinschaften gibt es keine strengen Auflagen

Während ambulante Pflegedienste und Bauträger noch bis Ende 2013 strenge Auflagen erfüllen müssen, gibt es für privat organisierte Wohngemeinschaften bereits heute keine bürokratischen Vorgaben.

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In Pflegeheimen will das Land die Fachkraftquote beim Pflegepersonal auf 50 Prozent festlegen. Außerdem müssen sich Leitungen von Heimen besonders qualifizieren. SPD-Fraktionsvize Howe verwies darauf, dass viele stationäre Pflegeheime heute nur noch zu 70 oder 80 Prozent belegt seien, weil private Investoren neue Heime bauten. Danach ist die Kapazität der Pflegebetten von 2001 bis 2009 bundesweit um 160.000 Plätze gestiegen – dem standen nur 128.000 zusätzliche Pflegebedürftige gegenüber. „Das Angebot wird den Bedürfnissen nicht mehr gerecht“, mahnte Howe.

Umsteuern vom Heim in eine "Alten-WG" soll Kosten sparen

Künftig müssen die Städte Beratungsstellen einrichten, die Senioren und Behinderte über Unterstützungsmöglichkeiten für selbstbestimmtes Leben informieren.

Finanziell ist ein Umsteuern vom Heim in eine „Alten-WG“ lohnend. Die Verkürzung der Pflegedauer im Heim um nur einen Monat erspart den Pflegekassen pro Jahr in NRW knapp 50 Millionen Euro Kosten. Durch mehr „Alten-WGs“ und seniorenübergreifende Wohngemeinschaften erhofft sich Rot-Grün auch eine Belebung der Innenstädte.