Ein echtes Rede-Duell war es zwar nicht, was sich Kanzlerin und Herausforderer da lieferten – das verhinderten ein strenges Regelkorsett und ein überbesetztes Moderatorenteam. Trotzdem: Die direkte Begegnung von Merkel und Steinbrück war spannend genug. Das lag vor allem an Steinbrück, der sich als Angreifer überraschend gut geschlagen hat: Seine Lage ist bislang ziemlich aussichtslos, aber er will wenigstens erhobenen Hauptes aus dem Ring steigen. So breitete der Kandidat angriffslustig und rhetorisch souverän ein Kontrastprogramm zu Merkel aus. Aber sein Versuch, die Kanzlerin aus der Reserve zu locken, gelang nur teilweise. Merkel hat ihren Amtsbonus ausgespielt – sie stützte sich auf die wirtschaftlich gute Lage, die manche Kritik relativiert, und gab die präsidiale Staatslenkerin. So viel „Klartext“ ihr Kontrahent – auch zum eigenen Nachteil - redete, Merkel blieb doch gern mal im Ungefähren; sie weiß, dass das bei diesem TV-Format gar nicht schadet.


Das Duell eignet sich nicht für tiefere Kontroversen oder scharfen Streit. Wenn aber vier große Sender ihr Publikum vereinen, rückt der Wahltermin auch bei jenen ins Bewusstsein, die sich sonst nicht für Politik interessieren. Gestern begann erst die heiße Phase, in der sich viel um politikferne oder unentschlossene Wähler dreht. Auf die setzt Steinbrück seine Hoffnung. Schwarz-Gelb kann er vielleicht noch verhindern. Aber es müsste ein Wunder geschehen, damit dieser TV-Schlagabtausch die von der SPD ausgerufene Trendwende für eine rot-grüne Mehrheit bringt. Merkel wurde 2005 und 2009 Kanzlerin, obwohl sie in den Duellen zuvor unterlegen war. Und diesmal schaffte sie im Schlagabtausch sogar ein Unentschieden.