Kairo. 24 ägyptische Polizisten sind am Montag bei einem Raketen-Angriff auf der Sinai-Halbinsel getötet worden. Am Sonntag waren dutzende islamistische Gefangene ums Leben gekommen. Das Innenministerium erklärte, 36 Männer seien bei einem Ausbruchversuch aus einem Gefängnis nahe Kairo gestorben.

Bei einem Angriff im Norden der ägyptischen Sinai-Halbinsel sind am Montag mindestens 24 Polizisten getötet und zwei weitere verletzt worden. Zwei Kleinbusse, in denen die Polizisten saßen, seien mit Raketen beschossen worden, sagten Rettungs- und Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur AFP. Die Busse seien auf dem Weg nach Rafah an der Grenze zum Gazastreifen gewesen. Es werde vermutet, dass es sich bei den Angreifern um islamische Extremisten handle.

Nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär Anfang Juli hat sich die Sicherheitslage auf dem Sinai deutlich verschlechtert. Der Konflikt zwischen Mursis Anhängern und der neuen ägyptischen Führung eskalierte Mitte vergangener Woche. Bei den blutigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Islamisten in ganz Ägypten wurden seither mehrere hundert Menschen getötet.

36 Muslimbrüder sterben bei Ausbruchversuch in Ägypten

Bei einem Fluchtversuch von Islamisten aus einem Gefangenentransport in Ägypten sind 36 Mitglieder der Muslimbruderschaft getötet worden. Die Männer seien an von der Polizei eingesetzten Tränengas erstickt, teilte das Innenministerium in der Nacht zum Montag mit. Damit stieg die Zahl der Todesopfer der Auseinandersetzungen der vergangenen Tage auf fast 800. Die EU-Staaten wollen am Montag nach einer gemeinsamen Linie angesichts der Gewalt suchen.

Mit dem Transport sollten nach Angaben des Innenministeriums mehr als 600 Muslimbrüder und Anhänger der Islamisten von Kairo aus in ein Gefängnis am Rande der ägyptischen Hauptstadt gebracht werden. Einige der Gefangenen hätten einen Polizisten überwältigt und ausbrechen wollen. "36 von ihnen sind erstickt, nachdem die Polizei Tränengas einsetzte, um den Ausbruch zu verhindern", erklärte das Ministerium. Laut der Nachrichtenagentur Mena wurde der Transport von "unbekannten Bewaffneten" angegriffen, die den Gefangenen zu Hilfe kommen wollten.

Muslimbrüder sprechen von 35 Toten - und von Mord

Nach Angaben der Muslimbruderschaft wurden bei dem Vorfall 35 ihrer Mitglieder getötet. Die Islamisten hatten die Zahl der Opfer zunächst mit 52 angegeben, später korrigierten sie diese Angaben. "Die Ermordung von 35 festgenommenen Teilnehmern an Demonstrationen gegen den Sturz von Präsident Mohammed Mursi zeigt die zielgerichtete Gewalt der Sicherheitskräfte", erklärten die Muslimbrüder. Die Anhänger von Mursi, der selbst der Muslimbruderschaft entstammt, seien "das Ziel kaltblütigen Tötens".

Seit Mitte vergangener Woche sind bei den blutigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Islamisten fast 800 Menschen getötet worden. Zudem nahmen die Sicherheitskräfte mehr als tausend Muslimbrüder und Mursi-Anhänger fest. Auch in den kommenden Tagen will die Armee ihren harten Kurs gegen die Islamisten fortsetzen. "Wir werden niemals schweigend der Zerstörung des Landes zusehen", sagte Armeechef Abdel Fattah al-Sisi am Sonntag.

Merkel denkt über Stopp von Rüstungsexporten nach Ägypten nach

In Brüssel kommen am Montag die 28 Botschafter der EU-Staaten zusammen, um über die Lage in Ägypten zu beraten. Dabei soll eine gemeinsame Position der EU-Länder gefunden werden. Die Sitzung könnte laut der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton als Vorbereitung für ein mögliches Außenministertreffen dienen. Dies fordert insbesondere Deutschland.

Nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) könnte ein Stopp der Rüstungsexporte nach Ägypten ein geeignetes Druckmittel sein. Rüstungsexporte könnten "auch Gegenstand von Maßnahmen sein, mit denen man deutlich macht, wir sind sehr skeptisch gegenüber dem, was in Ägypten im Augenblick vorgeht", sagte Merkel am Sonntag im ZDF. Die Situation in dem Land sei "außerordentlich brisant, auch besorgniserregend".

Im US-Kongress wurde derweil weiter heftig darüber gestritten, ob die Gewalteskalation in Ägypten eine Kürzung der Militärhilfen für Kairo rechtfertigt - oder diese sogar ganz gestrichen werden müssen. Während einige Senatoren am Sonntag das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte verurteilten, äußerten andere die Sorge, ein Ende der Zahlungen werde den Einfluss auf einen Schlüsselpartner im Nahen Osten gefährden. (afp/rtr)