Berlin. . Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes legt erstmals einen Bericht vor. Betroffene klagen über Benachteiligungen an Schule und Arbeitsplatz. Für den Bericht wurden 1500 junge Leute befragt, außerdem wurden Studien und Expertengespräche ausgewertet.

Im deutschen Bildungs- und Arbeitswesen ist die Diskriminierung von Behinderten, Homosexuellen und Menschen ausländischer Her­kunft allgegenwärtig. Zu diesem Schluss kommt die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in einem Bericht, den sie am Dienstag dem Bundestag vorstellte.

So klage jeder vierte Jugendliche mit Migrationshintergrund, er sei schon einmal in der Schule oder Hochschule benachteiligt oder beleidigt worden. Im Arbeitsleben oder beim Zugang zur Arbeit ist dem Bericht zufolge Diskriminierung ebenfalls verbreitet; dort seien auch Frauen und Senioren betroffen. Viele Befragte klagten, sie seien auf dem Ar­beitsmarkt benachteiligt, da ihre im Ausland erworbenen Qualifikationen in Deutschland nicht anerkannt würden.

Anonymisierte Bewerbungen

Die Leiterin der Anti-Diskriminierungsstelle, Christine Lüders, empfiehlt Beschwerdestellen an Schulen, Hochschulen und Betrieben. In den Landesbildungsgesetzen müsse darüber hinaus ein umfassender Diskriminierungsschutz verankert werden. Schutz vor Diskriminierung böten auch anonymisierte Bewerbungsverfahren. Für den Bericht wurden 1500 junge Leute befragt, außerdem wurden Studien und Expertengespräche ausgewertet.

Chancengleichheit als Ziel

Eingeflossen sind auch positive Beispiele aus den Bundesländern, so die nachträgliche Anonymisierung der Bewerbungsunterlagen, die bei der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit eingehen. Die NRW-Bundesagentur konnte allein mit dieser Aktion erreichen, dass die Zahl der Bewerber mit ausländischer Herkunft um 35 Prozent gestiegen ist.

Auch einige Schulen im Ruhrgebiet und in NRW werden lobend erwähnt, so die Erich-Kästner-Realschule in Gladbeck. Ziel ist dort die Chancengleichheit von Kindern mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Elternhäusern. Um die individuelle Förderung zu gewährleisten, sind stets zwei Lehrer im Unterricht anwesend. Bis zur 9. Klasse bleibt niemand sitzen.