Essen. . Kalter Krieg, Apartheid, Nahost-Frage: Die Geschichte der Olympischen Spiele kennt viele Beispiele. Für die betroffenen Sportler war es meist eine große Enttäuschung, die Wirkung auf die kritisierte Politik war eher mäßig.
Russland hat in den kommenden Jahren die Sportler der Welt zu Großveranstaltungen reihenweise zu Gast: Gerade erst endete in Kasan die Universiade, derzeit läuft in Moskau die Leichtathletik-WM, nächsten Februar stehen in Sotschi die Olympischen Winterspiele an. Im Sommer folgt das erste Formel-1-Rennen auf russischem Boden, 2015 die Schwimm-WM, 2016 die Eishockey-WM und 2018 die Fußball-WM.
Doch die zunehmende Verfolgung von Lesben und Schwulen in Russland hat eine Debatte über einen Boykott der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi ausgelöst, weil die Geschichte der Spiele durchzogen ist von Boykottaufrufen und Boykotten.
Helsinki 1952: Taiwan boykottierte die Spiele, weil die Volksrepublik China eingeladen ist.
Melbourne 1956: Ägypten, Libanon und Irak sagten wegen Israel ab. Spanien, die Niederlande und die Schweiz boykottierten aus Protest gegen die sowjetische Niederschlagung des Ungarnaufstands.
München 1972: Trotz seiner Rassenpolitik war Rhodesien (heute Zimbabwe) zugelassen. 40 schwarzafrikanische Staaten drohten mit Boykott, Rhodesien wurde wieder ausgeschlossen.
Montreal 1976: 22 afrikanische Staaten verlangen den Ausschluss Neuseelands, weil deren Rugbymannschaft kurz zuvor im Apartheitsstaat Südafrika gespielt hatte. Als Neuseeland nicht ausgeschlossen wurde, blieben die 22 Staaten den Spielen fern.
Moskau 1980/Los Angeles 1984: Wegen des Einmarsches der UdSSR in Afghanistan boykottierten 65 Länder die Spiele – darunter die USA, die Bundesrepublik, Kanada und China. Als Revanche blieben die UdSSR, die DDR, Kuba, die CSSR, Ungarn, Bulgarien und andere Ostblockstaaten den Spielen in Los Angeles 1984 fern.
Seoul 1988: Nordkorea verlangte neben Südkorea Mitausrichter der Spiele zu werden. Dem Boykott Nordkoreas schlossen sich Kuba, Äthiopien, Nicaragua, Albanien und die Seychellen an.