Rom/Catania. . Flüchtlingstragödie vor Italien: Vor den Augen von Touristen kamen sechs Insassen eines Bootes mit Flüchtlingen ums Leben. Sie waren zwischen 16 und 24 Jahren alt. Polizei, Feuerwehr und die ersten Badegäste retteten die anderen – unter ihnen mehr als fünfzig Minderjährige und Kleinkinder.

Vor einer Ferienanlage auf Sizilien hat sich am Samstag ein Drama mit Flüchtlingen abgespielt: Sechs Insassen eines Bootes mit Flüchtlingen kamen ums Leben, 94 weitere Flüchtlinge konnten gerettet werden, wie Polizei und Hafenbehörde mitteilten.

Das Fischerboot mit den Menschen aus Syrien, Ägypten und Somalia kam am Samstag in der Morgendämmerung an. Etwa 15 Meter vor Catanias Strand lief es auf eine Sandbank. Etliche junge Männer sprangen ins Wasser, um das Ufer zu Fuß zu erreichen. Das Meer war aber tiefer, als sie dachten, und sie konnten nicht schwimmen. Sechs Ägypter ertranken; sie waren zwischen 16 und 24 Jahren alt. Polizei, Feuerwehr und die ersten Badegäste retteten die anderen – unter ihnen mehr als fünfzig Minderjährige und Kleinkinder.

Flucht vor dem Bürgerkrieg

Woher das offenbar robuste und funktionstüchtige Boot mit den arabischen Aufschriften wirklich kam, war am Sonntag noch unklar. Die Flüchtlinge behaupteten, sie seien vor einer Woche im ägyptischen Alexandria losgefahren, um sich – in erster Linie die Syrer an Bord – vor dem Bürgerkrieg zu Verwandten in Frankreich zu retten.

Auch interessant

Die Ermittler halten es aber auch für möglich, dass Schleuser sie auf einem viel größeren Schiff zuerst bis kurz vor Sizilien geschafft und auf hoher See in kleinere Boote verteilt haben. So haben es in den großen Schmuggelzeiten vor drei, vier Jahrzehnten die Italiener mit ihren Zigarettenladungen gemacht, so machen es professionelle Menschenschmuggler aus Nordafrika heute.

"Alle 48 Stunden ein Stück Brot"

1500 Dollar will ein 19-jähriger Syrer an die Organisatoren bezahlt haben: „Nur einmal am Tag gaben sie uns Wasser zu trinken, nur alle 48 Stunden ein Stück Brot“, zitierte ihn am Sonntag die Zeitung „La Repubblica“: „Und – verflucht – dann haben sie mich auch noch in Italien abgesetzt, nicht in Frankreich, wie vereinbart.“

Nach einem starken Rückgang 2012 haben die Flüchtlingszahlen in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres wieder erheblich zugenommen. Nach Angaben der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex sind allein auf der Insel Lampedusa mehr als 12 000 Afrikaner und Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Nahen Osten gelandet; im Vergleichszeitraum 2012 waren es knapp 7000. Im bisher „historischen“ Spitzenjahr 2011, während des „Arabischen Frühlings“, waren von Januar bis Juli mehr als 50 000 Menschen übers Meer gekommen.