Werdohl. .

Die Stadt Werdohl bittet ihre Mitarbeiter zu Kasse. Jeder, der in städtischen Räumen seinen privaten Wasserkocher oder seine Kaffeemaschine nutzt, muss dafür ab September vier Euro Strompauschale zahlen. Kühlschränke schlagen mit 5 Euro pro Monat zu Buche. „Soweit ist es schon gekommen. Wir machen das nicht gerne, aber wir müssen sparen“, sagt Bürgermeister Siegfried Griebsch. 240 Verwaltungsangestellte sind betroffen. Die Gewerkschaft Verdi hält den Plan für juristisch anfechtbar.

Aus den eigenen Reihen soll der Vorschlag gekommen sein, sagt Griebsch. Die Stadt an der Lenne sei nämlich „mehr als pleite“ und da wollte man im Rathaus mit gutem Beispiel vorangehen.

Insgesamt will die Stadtspitze durch diese Maßnahme pro Jahr 4500 Euro einnehmen. Doch bis die Schulden abbezahlt sind, müssen noch viele Tassen Kaffee oder Tee auf privaten Maschinen zubereitet werden. Allein die Kassenkredite betragen 40 Millionen Euro.

Per Rundschreiben 08/2013 wurden die Stadtangestellten über den ungewöhnlichen Sparkurs informiert. Demnach müssen diejenigen, die ein privates Gerät in ihrem Büro nutzen wollen, ihr Einverständnis erklären, dass ihnen eine Strompauschale von monatlich vier bzw. fünf Euro vom Gehalt einbehalten wird. Sollten sie nicht einverstanden sein, „müssen sie ihre privaten Geräte entfernen“, heißt es. Bei Verstoß drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen.

Das Papier sorgte für Unruhe im Rathaus. Der Personalrat durfte sich in dieser Sache zwar nicht äußern, konnte allerdings erreichen, dass die geplante Strompauschale für das Handy-Aufladegerät von 48 Euro jährlich vom Tisch ist.

Während der Werdohler Bürgermeister die Angelegenheit für beschlossene Sache hält, schätzt Ulrich Padberg, stellvertretender Geschäftsführer von Verdi Südwestfalen, die rechtliche Lage so ein: „Es handelt sich dabei um eine willkürlich festgelegte Pauschale“, es sei unglaublich, was die Stadt verlange. Und das ohne Mitbestimmungsrecht. Sollte es wirklich dazu kommen, „werden einige Beschäftigte sicherlich ihrerseits klagen“. Die Nutzung des Stromnetzes gehöre zum Sozialraum am Arbeitsplatz, so Padberg weiter. Seiner Auffassung nach wälze Werdohl mit der Maßnahme den Finanzdruck in unrechtmäßiger Weise auf die Mitarbeiter ab.