Kairo. .
In Ägypten droht mit dem Scheitern der internationalen Vermittlungsbemühungen zwischen der Übergangsregierung und den Muslimbrüdern eine neue Welle der Gewalt. Die vom Militär eingesetzte Regierung erklärte gestern die Verhandlungen für beendet und gab den Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi die Verantwortung für die Konsequenzen. Der US-Senator Lindsey Graham warnte vor neuem Blutvergießen. Die bedeutende muslimische Universität Al-Ashar rief beide verfeindeten Lager zu einem Treffen kommende Woche auf, um die Krise doch noch friedlich beenden zu können.
In den vergangenen Tagen hatten sich Politiker der Europäischen Union und der USA um eine Lösung des Konfliktes bemüht. Gegen die Absetzung des ersten demokratisch gewählten Präsidenten in Ägypten demonstrieren die Muslimbrüder seit Wochen und fordern seine Wiedereinsetzung. Tausende von ihnen harren in zwei Protestcamps in Kairo aus. Die Regierung hat mit der Räumung der Lager gedroht.
Warnung vor einem„riesigen“ Blutvergießen
Seit dem Sturz Mursis vor rund einem Monat wurden bei Protesten etwa 300 Menschen getötet. Ein Vertreter der Muslimbrüder erklärte, die Spitze der Organisation müsse zunächst beraten, wie sie auf die Ankündigung der Übergangsregierung reagieren solle.
Einer der US-Vermittler, Senator Graham, äußerte sich bei seinem Besuch in Kairo besorgt über die Lage in Ägypten. „Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist“, sagte der republikanische Politiker im Fernsehsender CBS. Das Land sei nur Tage oder Wochen von einem riesigen Blutvergießen entfernt, falls keine politische Lösung gefunden werde.