Es wird Zeit, der Wahrheit nicht länger auszuweichen, so weh es auch tut. Der Kampf vom bösen, diktatorischen Ostblock gegen den guten, demokratischen Westen war schon immer ein Märchen. Doping ist und bleibt Betrug, ein Verbrechen, das durch ein Anti-Doping-Gesetz unter Strafe gestellt werden muss.

Die Heuchelei im Umgang mit dem Thema Doping ist kaum zu überbieten. Da wird eine Dopingstudie in Auftrag gegeben und die Ergebnisse bleiben im Giftschrank der Republik unter Verschluss. Dann wird das 700-Seiten-Dokument auf Druck der Öffentlichkeit doch publiziert und etwa 200 Seiten sind geschwärzt.

Angeblich, um Personen und ihre Daten zu schützen. Datenschutz? Was war das noch?

Es wird Zeit, der Wahrheit nicht länger auszuweichen, so weh es auch tut. Der Kampf vom bösen, ­diktatorischen Ostblock gegen den guten, demokratischen Westen war schon immer ein Märchen. Der Kalte Krieg der Supermächte ging nahtlos in den Sport über. Die Überlegenheit des Systems sollte sich im Medaillenspiegel manifestieren: Sowjetunion gegen die USA, DDR gegen BRD. Medaillen waren ein Politikum.

Dass heute die früheren DDR-Sportler Genugtuung empfinden, ist verständlich. Ihre Siege wurden auf Pillen reduziert, während der Erfolg der Konkurrenz auf gutes Training und tolle Schuhe made in Germany zurückgeführt wurden.

Das war ­angesichts zahlreicher Dopingfälle im Westen schon immer lächerlich. Doch organisiertes Doping in der Bundesrepublik – geduldet oder aktiv betrieben von Medizinern, Sportfunktionären und Politikern – hätte eine neue, scheußliche Dimension.

Es wird noch so manches Idol vom Sockel stürzen. Doch Doping ist und bleibt Betrug, ein Verbrechen, das durch ein Anti-Doping-Gesetz unter Strafe gestellt werden muss.