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Seit die Abende sommerlich warm sind, schwebt über vielen Gärten und Terrassen im Ruhrgebiet der typische Duft: Es wird gegrillt, nicht nur am Wochenende. Die Fleisches-Lust in Deutschland ist groß, Supermärkte und Discounter unterbieten sich in Sonderangeboten von Rippchen und Bauchfleisch, Koteletts, Spießen, Steaks oder Hühnerbollen.
Ginge es nach den Grünen, soll zumindest mittags in öffentlichen Kantinen künftig ein Tag in der Woche fleischfrei sein. Köstliches aus Gemüse soll am „Veggie Day“ Alternativen zu Wurst und Fleisch bieten. Weniger Fleischverzehr, sagen die Befürworter, könne auch Massentierhaltung reduzieren und Futtermittelskandale vermeiden.
Wie viel Fleisch essen die
Menschen in Deutschland?
Rund 95 Prozent der Deutschen essen regelmäßig Fleisch, im Schnitt verzehrt jeder Bürger 60 Kilogramm pro Jahr. Dabei ist Fleisch vor allem Männersache. Das Max-Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe erfragte 2006 in seiner Nationalen Verzehrstudie II, dass jeder erwachsene Mann im Schnitt mehr als 100 Gramm Fleisch pro Tag verdrückte. Frauen kamen im Schnitt nur auf rund 50 Gramm. Im Februar bestätigte die Techniker Krankenkasse den Trend: Während nur vier von zehn Frauen täglich Wurst oder Fleisch essen, sind es sechs von zehn Männern.
Eine Umfrage der Universitäten Hohenheim und Göttingen für die Fachzeitschrift „Fleischwirtschaft“ belegt allerdings, dass etwa zwölf Prozent der Deutschen über 18 Jahren „Flexitarier“ sind – also Leute, die versuchen, möglichst wenig Fleisch zu essen.
Wie sieht es aus in anderen Ländern?
Im Vergleich mit 19 EU-Ländern landete Deutschland beim Fleischverbrauch auf Platz 10; 89,5 Kilo schlugen danach im Jahr 2010 pro Kopf zu Buche. Spitzenreiter war Zypern: Auf jeden Einwohner der Mittelmeerinsel kamen im Schnitt 137,4 Kilo Fleisch.
Wie viel Fleisch ist ratsam?
Mehr als 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche sollten es nicht sein, das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Zwei mittelgroße Steaks pro Woche reichten völlig aus.
Welche Ernährungsformen gibt es?
Strenge Vegetarier verzichten auf alle Spielarten von Fleisch, Fisch sowie aus Gelatine aus Tierknochen. Die nach dem englischen Begriff „Veggies“ genannten Vegetarier sind aber keine Erscheinung der Neuzeit, sondern sind in vielen Kulturen der Welt verbreitet. So verzichten Buddhisten traditionell auf Fleisch. In Deutschland liegt der Anteil der Vegetarier bei 3,7 Prozent, doppelt so hoch wie 2006.
Veganer und Frutarier
Veganer gehen noch weiter: Sie verzichten auf jegliche Tierprodukte, lehnen die Haltung von Nutztieren ab und essen weder Milchprodukte noch Eier oder Honig. Vegan ernähren sich etwa 0,5 Prozent der Erwachsenen in Deutschland.
Noch seltener sind Frutarier, die radikalsten Gegner des Fleischverzehrs: Sie lehnen es auch ab, Pflanzen für Nahrungsmittel zu beschädigen. Das heißt, auch Salat und Kartoffeln fallen von ihrem Speiseplan. Äpfel sind aber akzeptabel – sie können geerntet werden, ohne den Baum zu verletzen.
Leben Vegetarier gesünder?
Übermäßiger Fleischkonsum gilt als gesundheitsschädlich, die Risiken fleischfreier Ernährung sind dagegen beherrschbar. Die Krankenkasse AOK empfiehlt Vegetariern, auf eine ausgeglichene Ernährung zu achten. Der Verzicht auf Fleisch könnte zu einem Mangel an den Vitaminen D und B12 sowie Kalzium und Proteinen führen.
Was spricht noch für eine fleischfreie Ernährung?
Die industrielle Fleischproduktion bereitet Tierschützern und Verbrauchern Kopfzerbrechen. Skandale wie das umetikettierte Pferdefleisch oder Antibiotika-Rückstände in Geflügel verunsichern viele Menschen. Der Umweltschutzgedanke ist ein weiterer Grund für Fleischverzicht. Bis zum Jahr 2050 werde der Fleischkonsum weltweit um 73 Prozent anwachsen, so Forscher der Uni Maastricht.