Kairo. .

Die USA haben vor dem Hintergrund der zugespitzten Lage in Ägypten die Absetzung von Präsident Mohammed Mursi gerechtfertigt und damit den Zorn der Muslimbrüder heraufbeschworen. „Das Militär wurde von Millionen und Abermillionen von Menschen gebeten einzugreifen, die allesamt Angst davor hatte, in Chaos und Gewalt abzugleiten. Letztlich wurde dadurch die Demokratie wiederhergestellt“, erklärte US-Außenminister John Kerry in einem TV-Interview in Pakistan. Gestern widersprach der hochrangige Muslimbruder Mohammed Ali Bischr: „Wir weisen entschieden diese Darstellungen zurück und wir sind sehr verstimmt darüber.“

Teils heftige Kritik aus Deutschland

Kerry hatte seine umstrittene Stellungnahme während einer Reise in Pakistan abgegeben. „Das Militär hat nicht die Macht übernommen, soweit ich bislang weiß“, sagte Kerry dem Sender GEO TV. Der Muslimbrüder-Funktionär Bischr erklärte, er hoffe, dass die USA ihre Haltung korrigieren würden. Die USA unterstützen das ägyptische Militär jedes Jahr mit Millionenbeträgen.

In Deutschland stießen die Äußerungen Kerrys auf heftige Kritik, aber auch auf Verständnis. Der Liberale Rainer Stinner hielt Kerry ein selektives Demokratieverständnis vor. Sein SPD-Kollege Rolf Mützenich sagte Reuters, das Vorgehen der Militärs habe die Lage verschärft. Dagegen erklärte der außenpolitische Sprecher der CDU, Philipp Mißfelder: „Ich stimme Kerry zu. Mursi war eine Gefahr für die Stabilität der Region.“ Außenminister Westerwelle (FDP) vermied bei einem Besuch in Kairo jede Kritik an den USA.

Nach Westerwelle will auch US-Vizeaußenminister William Burns nach Kairo reisen. Das ägyptische Außenministerium teilte mit, für heute sei ein Gespräch mit dem Außenminister Nabil Fahmi vorgesehen. Auch die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) soll sich nach dem Willen von Deutschland und der Türkei bei ihrem nächsten Treffen Anfang September mit der Lage in Ägypten befassen.