Washington. .
Nach drei Jahren Eiszeit wollen Israelis und Palästinenser nun binnen neun Monaten Frieden schließen. Zu dem ehrgeizigen Ziel hätten sich beide Seiten bekannt, und es sollten dabei alle Statusfragen abschließend gelöst werden, sagte US-Außenminister John Kerry nach einem zweiten Treffen der Konfliktparteien gestern in Washington. Die nächste Runde soll im Verlauf der kommenden beiden Wochen in Nahost stattfinden.
„Wir wollen nicht länger über die Vergangenheit streiten“, sagte Israels Justizministerin und Verhandlungsführerin Zipi Livni, bevor sie dem palästinensischen Chefunterhändler Sajeb Erakat die Hand schüttelte. Es gehe darum, „Lösungen zu schaffen und Entscheidungen für die Zukunft zu treffen“. Erakat sagte: „Niemand wird mehr von diesem Bemühungen profitieren als die Palästinenser.“ Drei Jahre lagen die Friedensverhandlungen auf Eis, bis sich Livni und Erakat am Montagabend mit Kerry zu direkten Gesprächen in Washington an einen Tisch setzten. Gestern schaltete sich auch US-Präsident Obama direkt ein und sprach mit den beiden Verhandlungsführern. Anschließend lobte er den „Mut“ der beiden zu dem Schritt, wie ein Sprecher des Weißen Hauses mitteilte.
Erstes Ergebnis: Livni und Erakat wollen sich binnen zwei Wochen in Israel oder in den Palästinensergebieten zu „formellen Verhandlungen“ wiedertreffen. Und in den folgenden Wochen und Monaten sollen nach Kerrys Angaben alle Fragen gelöst werden, über die seit Jahrzehnten gestritten wird: das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge; die künftigen Grenzen Palästinas; und das Schicksal Jerusalems, das beide Seiten als künftige Hauptstadt für sich reklamieren. Doch ist jede Euphorie verfrüht. Livni hatte schon nach der ersten Runde am Montag eingeräumt, dass es selbst innerhalb der israelischen Regierung Uneinigkeit über das Ziel gebe.