Athen. .
Für rund 2000 griechische Lehrer wird das neue Schuljahr im September nicht gut beginnen. Sie gehören zu jenen 25 000 Staatsbediensteten, die in eine sogenannte Mobilitätsreserve überstellt werden. Im Klartext ist das eine Vorstufe zur Entlassung, die neun Monate später droht. Die Stellenstreichungen sind Vorbedingung für weitere Hilfskredite, die Griechenland von der EU erwartet. Die Lehrergewerkschaft warnt vor einem drohenden Bildungsnotstand.
Aber auch der ist kaum zu befürchten. Denn in Griechenland gibt es viel zu viele Lehrer. Nach den Statistiken der OECD müssen sich in Griechenland im Schnitt 7,5 Schüler einen Lehrer teilen. Zum Vergleich: Deutschland hat mit einer Quote von 14,9 nur halb so viele Lehrer. Mit 22,1 Schülern pro Klasse liegt Griechenland bei den Klassengrößen aber nur wenig unter dem OECD-Durchschnitt von 23,4 Schülern.
Klientel-Unwesen
Wie der gesamte griechische Staatsdienst, krankt auch das griechische Bildungswesen an Klientel-Unwesen und Korruption. Lehrerstellen wurden meist nicht nach Bedarf der Schulen und Qualifikation der Bewerber vergeben, sondern aufgrund politischer Beziehungen.
Das führte zu absurden Zuständen. Auf der Insel Inousses gibt es 16 Gymnasiasten und ebenso viele Lehrer. Kein Lehrermangel herrscht auch in der kleinen Ortschaft Skado auf Naxos: Am Gymnasium unterrichten neun Lehrkräfte 13 Schülerinnen und Schüler. Stellen in entlegenen Landesteilen sind begehrt, weil man eine Zulage kassiert, ohne dort unbedingt unterrichten zu müssen. Man bekommt die Stelle zugeschanzt und wird sogleich versetzt. So gibt es am Gymnasium von Agios Efstratios für die acht Schüler 29 Lehrer-Planstellen. Von ihnen unterrichten 18 an anderen Schulen. Sie bekommen aber weiter den Bonus für die aufopferungsvolle Lehrtätigkeit auf der kleinen Insel.