Essen/Bochum. Zahlreiche Gastwirte erteilen Grünen und SPD-Politikern in ihren Kneipen Hausverbot, um so gegen das Rauchverbot zu demonstrieren. Grünen-Vorsitzender Sven Lehmann findet das „befremdlich“. Doch die Gastronomen verteidigen sich: Die Grünen scheuten ja selbst keinen Protest, nun werde mit gleicher Münze zurückgezahlt.“

Die Wut über das strikte Rauchverbot in den Kneipen sitzt bei vielen Gastronomen tief. Viele Wirte sehen dadurch ihre Existenz bedroht – und manche haben aus Protest Mitgliedern der Grünen und vereinzelt auch der SPD Hausverbot in ihren Lokalen erteilt.

Mit dem Kneipenverbot im Mülheimer „Uerige Treff “ möchte Wirt Uwe Mühlenfeld zum Nachdenken anregen und auf die Nachteile des Rauchverbots hinweisen. Auch in Halle haben Wirte ein Lokalverbot gegen Grünen-Politiker verhängt. Denn diese sind nach Ansicht der Gastronomen die Hauptverantwortlichen für das von der rot-grünen Landesregierung beschlossene totale Rauchverbot in der Gastronomie.

Auch im Gelsenkirchener „Markttreff“, dem „Bistro Adler“ in Aachen und der Gaststätte „Bei Carlos“ in Alsdorf werden Grünen-Politiker wohl kein Feierabend-Bier mehr trinken können.

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SPD-Politiker werden ebenso nicht verschont, so haben sich Klever Kneipiers zusammengetan, um mit der symbolischen Aktion „Klever Gastronomen erteilen Hannelore Kraft Hausverbot“ zu protestiert.

Das Bochumer Grünen-Mitglied Christian Michalak ist direkt betroffen, ihm wurde in der Bermuda-Kneipe „Mandragora“ Hausverbot erteilt und auch in der Diskothek „Stargate“ wird er nicht gern gesehen. „Willkürliche Hausverbote nehmen zu. Das ist undemokratisch und ein wenig kindisch“, so Michalak.

„Das bringt Umsatzeinbußen“

Sven Lehmann, Landesvorsitzender der Grünen in NRW, kann nachvollziehen, dass sich Gastwirte über das neue Nichtraucherschutzgesetz ärgern. „Aber mit Hausverboten zu arbeiten, ist mehr als befremdlich“, findet der NRW-Grünen-Chef. Mit dieser Form des Protestes würden sich die Wirte keinen Gefallen tun, denn „Kneipenverbote für Grüne bringen mit sehr großer Sicherheit mehr Umsatzeinbußen als das neue Rauchverbot“, glaubt Lehmann.

Anders sehen das die Gastronomen. „Die Kneipen üben ihr Hausrecht aus, das ist ihr gutes Recht“, sagt dagegen Claus Altendorf, Geschäftsführer des Bezirksverbandes Westfalen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Altendorf stellt sich hinter die Wirte und unterstützt die Hausverbote als legitimen Protest: „Ich finde das richtig gut. Mann muss auch mal klipp und klar sagen, dass das eine Form des demokratischen Protests ist.“

Außerdem würden Nichtraucher für sich immer jedes Recht auf Schutz in Anspruch nehmen, aber wenn es mal andersherum läuft, seien sie gleich beleidigt, so der Verbandschef. Dass ausgerechnet die Grünen Hausverbote als befremdlich ansehen, kann Altendorf überhaupt nicht verstehe: „Die Grünen scheuen selbst keinen Protest, da dürfen sie sich nicht wundern, wenn das mit gleicher Münze zurückgezahlt wird.“