Essen. Mit Razzien in Norddeutschland, der Schweiz und in den Niederlanden ist die Polizei gegen die mutmaßlichen Gründer eines rechtsextremen „Werwolf-Kommandos“ vorgegangen. Ziel der rechtsextremistischen Vereinigung sei es gewesen, das „politische System der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen“, so die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

. Staatsanwälte und Beamte von Bundes- und Landeskriminalämtern und Anti-Terror-Einheiten der Schweiz und der Niederlande sind gestern massiv gegen eine mutmaßliche rechtsextreme „Werwolf“-Gruppe vorgegangen. Der Verdacht: Sie soll Terror-Anschläge geplant haben.

In den Nachbarländern und in Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wurden elf Wohnungen, Geschäftsräume, in der Schweiz sogar Gefängniszellen durchsucht. Ziel der multinationalen Fahndung war, Beweismittel und Computerdaten für konkrete Terror-Pläne wie Bombenanschläge sicherzustellen.

Nazi-Werwölfe als Vorbild

„Die Beschuldigten sind verdächtig, ein rechtsextremistisches ‚Werwolf-Kommando’ gegründet zu haben. Ziel der Vereinigung soll es gewesen sein, das politische System der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen“, heißt es in einer Erklärung der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Es geht es um sechs Verdächtige. Ermittelt wird wegen der Gründung einer rechtsterroristischen Vereinigung.

Werwölfe waren gegen Ende des 2. Weltkrieges junge Nazis, die eine Art Guerilla-Krieg gegen die anrückenden alliierten Truppen führen sollten. Die Verdächtigen sollen sich die Gruppierung zum Vorbild genommen haben. Noch räumen die Bundesanwälte ein: „Tatsächliche Anhaltspunkte für konkrete Anschlagsvorbereitungen haben die Ermittlungen bisher nicht ergeben.“ Auch Festnahmen sind nicht erfolgt. Es gibt aber wohl belastende Zeugenaussagen.

Spur führt zu Sebastien N.

Die erste heiße Spur zu der Gruppe haben die Ermittler schon im Frühjahr nach einer spektakulären Gewalttat aufgenommen.

Zürich, Anfang Mai. Der bekannte und wegen rechter Gewalt-Straftaten mehrfach verurteilte Sebastien N. schießt im Szene-Stadtteil Niederdorf vor einem McDonalds-Restaurant einen Mann nieder. N., der ein SA-Tattoo auf dem Unterarm trägt, flieht zum Bahnhof und steigt in einen Zug nach Deutschland, wo in Buchholz in der Nordheide Gesinnungsgenossen und seine Freundin lebten. Als der ICE 992 48 Stunden später mitten in der Nacht in Hamburg-Harburg eintrifft, erwarten ihn 40 Polizisten, teils mit Maschinenpistolen, und nehmen ihn fest. Im Rucksack finden sie eine scharfe Waffe. N. wird an die Schweiz ausgeliefert.

Elektronische Verschlüsselung

Nach Schweizer Medienberichten hat Sebastien N. in Hamburg Kontakt zu einer Gruppe gehabt, die sich „Weiße Wölfe Terrorcrew“ nennt. Sie werde vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet – und hat Ableger auch in Nordrhein-Westfalen. Es heißt, sie habe eine deutliche Affinität zur Gewalt und sehr junge Mitglieder.

Von Mai an hat die Gruppierung, bei der N. Unterschlupf suchen wollte, offenbar unter Beobachtung gestanden. Die Kommunikation der Verdächtigen zu knacken muss laut Bundesanwaltschaft schwierig gewesen sein: „Um konspirativ kommunizieren zu können“, sollen sie ein „elektronisches Verschlüsselungsprogramm“ entwickelt haben, heißt es in der Erklärung aus Karlsruhe.