Kairo. . Kurz nach Ablauf eines Ultimatums der Streitkräfte gegen Präsident Mursi ist ein Staatsstreich angelaufen, sagte ein Sicherheitsberater des Präsidenten. Sollte die Armee die Regierung stürzen, werden bürgerkriegsähnliche Zustände erwartet. Das Auswärtige Amt verschärft die Reisewarnungen.

Die Lage in Ägypten hat sich gestern Abend dramatisch zugespitzt. Kurz nach Ablauf eines Ultimatums der Streitkräfte gegen Präsident Mursi ist ein Staatsstreich angelaufen, so ein Sicherheitsberater des Präsidenten. Es sei zu befürchten, dass die Armee nun gewaltsam gegen Anhänger des Präsidenten vorginge, sagte er. Das Militär ließ Panzer vor dem Staatsfernsehen auffahren und kündigte eine Erklärung an. Über Mursi und führende Muslimbrüder wurde ein Ausreiseverbot verhängt.

Zuvor hatte Armeechef Abdel Fattah al-Sissi in letzter Minute eine Gesprächsrunde mit allen politischen Kräften des Landes zusammengerufen. Nach ihrem Fahrplan, den die Militärführung am Mittwoch in der staatlichen Zeitung „Al Ahram“ veröffentlicht hatte, soll die umstrittene Verfassung außer Kraft gesetzt und das Parlament aufgelöst werden, in dem die Islamisten eine Zweidrittel-Mehrheit haben. Im Lager der Mursi-Befürworter, die sich zu Zehntausenden in Kairo versammelt hatten, erklärten Sprecher der Muslimbrüder, man werde einen „Putsch gegen den Präsidenten“ nicht hinnehmen.

Nach den bisher bekannt gewordenen Plänen der Armee soll ein Präsidialrat, dem neben dem Präsidenten des Verfassungsgerichts ein Interims-Premier und ein General angehören sollen, zunächst die Geschicke der Nation führen. Die umstrittene Verfassung soll überarbeitet und dem Volk erneut vorgelegt werden. Unklar blieb, wie das Schicksal des abgesetzten Präsidenten aussehen soll. Dieser hatte die letzten Tage in dem zweiten Präsidentenpalast Koba verbracht, geschützt von den Republikanischen Garden.

Zuvor hatte Mursi das Ultimatum der Armee zurückgewiesen und in einer kämpferischen Rede einen Rücktritt kategorisch abgelehnt. Er sei bereit, sein Leben für die Legitimität seiner Wahl zu opfern, rief der Präsident und erklärte, es werde zu Blutvergießen kommen, sollte er mit Gewalt abgesetzt werden. In der Nacht zu Mittwoch war es bereits zu Krawallen und Feuergefechten zwischen beiden Lagern gekommen. 16 Menschen starben, über 200 wurden verletzt.

Zahlreiche Staaten, darunter Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten, haben ihre Reisewarnungen für Ägypten verschärft. Kuwait forderte seine Bürger auf, das Land am Nil sofort zu verlassen. (mit dpa)