Washington. Eine Feuerwehrtragödie überschattet den Kampf gegen Buschbrände im US-Bundesstaat Arizona: Ein ganzes Elite-Team von Löschkräften ist in den Flammen gestorben. Die 19 Männer seien am Sonntag zur Bekämpfung des Feuers ausgerückt, sagte der Feuerwehrchef von Prescott. Experten vermuten, dass drehende, monsunartige Winde die Löschkräfte in ihre ausweglose Falle gebracht haben.

Vor einigen Wochen haben Phillip “Mando” Maldonado, Daniel McCarty und die anderen Team-Leiter der „Granite Mountain Hotshots“ ein Fernsehteam in die Wälder nahe Prescott eingeladen, um ihre Können zu demonstrieren. Und ihren Zusammenhalt. Für die Elite-Truppe der Feuerwehr des US-Bundesstaates Arizona gehörte dazu, bis zum Erbrechen zu üben, wie man sich selbst in Situationen schützt, wenn tückische Winde oder ein Blitzeinschlag im Einsatz im Handumdrehen ein Flammenmeer entstehen lassen. Auf den Bildern sieht man, wie die im Schnitt 22 Jahre alten Männer sich binnen Sekunden grüne Notschlafsäcke überstülpen, die mit einer Aluminiumfolie überzogen sind. Einmal darunter versteckt, kann man darin für kurze Zeit auch mitten im Feuer überleben.

Am Sonntag konnten die „Hotshots“ ihren letzten Rettungsanker nicht mehr rechtzeitig setzen. Bei dem Versuch, einen Buschbrand in Yarnell, 130 Kilometer nordwestlich von Phoenix zu löschen, kamen 19 Männer von 20 Männern ums Leben. Der einzige Überlebende war einige Meilen entfernt auf einer Anhöhe als Beobachtungsposten abkommandiert.

Die
Die "Prescott Granite Mountain Hotshot crew" aus Prescott im Bundesstaat Arizona. Die 19 Feuerwehrleute wurden am Sonntag bei einem Brand getötet.

Das verheerendste Unglück im amerikanischen Feuerwehrwesen seit 30 Jahren - 1933 starben bei einem Brand im Griffith Park von Los Angeles 25 Männer - bewegt die Nation. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001, als allein in New York 340 Feuerwehrmänner den Tod fanden, ist das Sozialprestige der Nothelfer enorm gestiegen.

US-Präsident Obama nannte die Toten "Helden"

Präsident Barack Obama ließ von seiner Afrika-Reise aus Beileidstelegramme an die Angehörigen der Opfer schicken. Er nannte die ums Leben gekommenen Spezialisten „Helden“. Arizonas Gouverneurin Jan Brewer sagte, die Rekonstruktion der Tragödie, die den „schwärzesten Tag seit langem markiert“, werde voraussichtlich noch einige Zeit dauern.

Busch- und Waldbrände in den USA (ai-eps)
Busch- und Waldbrände in den USA (ai-eps) © dpa

Art Morrison, ein Beamter der Forstverwaltung in Yarnell vermutet, dass die „Granite Mountain Hotshots“ schlicht überrascht wurden bei dem Versuch, eine Sicherheitsschneise für sich zu schlagen. Dan Fraijo, der Feuerwehrchef von Prescott, konnte bei einer Pressekonferenz nur mühsam die Tränen zurückhalten. „Wir sind alle am Boden zerstört. Wir haben 19 der besten Leute verloren, die man finden kann.“

Ausnahmekönner in der Brandbekämpfung

Die „Hotshots“, von denen es in Arizona 13 Teams gibt und rund 120 landesweit, gelten als Ausnahmekönner in der Brandbekämpfung. Mit bis 45 Kilogramm schwerer Ausrüstung gehen die Mitglieder in die Einsätze. Ein strenges Regime verlangt ihnen bei regelmäßigen Test konditionelle Spitzenwerte ab.

Juliann Ashcraft war eine der ersten Witwen, die sich nach dem Unglück zu Wort meldete. Ihr Mann Andrew gehört zu den Opfern. Die Ashcrafts haben vier Kinder. „Er ist als Held gestorben“, sagte sie unter Tränen vor laufender Kamera, „wir werden ihn vermissen, wir lieben ihn.“

Der Tod der Feuerwehrmänner hat in den von den massiven Bränden betroffenen Gebieten, die sich bei Temperaturen von über 45 Grad ereigneten, große Bedrückung hervorgerufen. Jack Walcott, Besitzer eines von 200 Häusern, das den Flammen zum Opfer fiel, sagte der Zeitung „Arizona Republic“: „Vier Wände kann man wieder aufbauen. Ein Menschenleben nicht.“

In Prescott erinnern sich Einheimische unterdessen an einen Satz von Eric Marsh, dem Superintendenten der fast vollständig ums Leben gekommenen „Granite Mountain Hotshots“: „Diese Jungs sind fast wie eine Familie für mich. Ich sehe sie mehr als meine Frau."