Pretoria. . Nur Maschinen halten den früheren Präsidenten noch am Leben. Die Familie ist zerstritten, wie die kommenden Tage weiter gehen sollen. Mandelas Tochter wünscht sich Ruhe.

Auch wenn es bisher nicht offiziell bestätigt wird: Alles spricht dafür, dass Nelson Mandela nur noch von Maschinen am Leben gehalten wird und es seiner Familie überlassen bleibt, den Zeitpunkt des Abschaltens der lebenserhaltenden Geräte zu bestimmen.

Mandela habe seit Tagen die Augen nicht mehr geöffnet, meldet der US-Fernsehsender CBS unter Berufung auf Familienmitglieder. Die Entscheidung über „Madibas“ Schicksal sei seiner Familie überlassen, meint Mandelas einstiger Anwalt, George Bizos.

Der anglikanische Erzbischof Thabo Makgoba hielt sich am Dienstag in dem Krankenhaus im Zentrum von Pretoria auf, wo der fast 95-jährige frühere Präsident nun schon seit 19 Tagen liegt, um mit dessen Ehefrau Graça Machel für ein „friedliches Ende“ der südafrikanischen Ikone zu beten. „Herr, wir bitten Dich: Gewähre ihm eine ruhige Nacht und ein friedliches, perfektes Ende“, schließt das auf Facebook veröffentlichte Gebet des Erzbischofs.

Unter den Angehörigen Mandelas gibt es nach den Berichten südafrikanischer Zeitungen tiefgehende Meinungsverschiedenheiten über die weitere Vorgehensweise und die Planungen der Beerdigung des Vaters, Großvaters und Urgroßvaters. In Qunu, Mandelas Heimatdorf, fand am Dienstag eine Zusammenkunft zahlreicher Familienvertreter statt. Dabei soll es zu heftigen Debatten und dem wütenden Auszug des Mandela-Enkels Mandla gekommen sein. Mandla Mandela hatte bereits vor zwei Jahren einen Familienzwist vom Zaum gebrochen, als er ohne Rücksprache mit dem Rest des Clans die Gebeine mehrerer Familienmitglieder von einem Friedhof in Qunu in das knapp vierzig Kilometer entfernt gelegene Mvezo umbetten ließ.

Familie soll nun über Todeszeitpunkt entscheiden

In Mvezo wurde Mandela vor fast 95 Jahren geboren, bevor die Familie nach dem Tod des Vaters wenige Jahre später nach Qunu umzog. Mandla will Mvezo zum Zentrum des Vermächtnisses Mandelas aufbauen, während andere Familienmitglieder Qunu als künftiges Mekka für Mandela-Verehrer bevorzugen.

Bei dem Familientreffen wurde außerdem beschlossen, eine Delegation der Clan-Ältesten in das 900 Kilometer entfernte Pretoria zu schicken, damit sich diese ein Bild vom Gesundheitszustand des weltberühmten Mitglieds des Madiba-Clans machen können. Die Entscheidung, einen Todkranken zu „entlassen“, also lebensverlängernde Maßnahmen einzustellen, sei nach afrikanischer Tradition dem Erkrankten selber überlassen, sagte Mandelas älteste Tochter, bereits am Wochenende in einem CNN-Interview: Allerdings gilt als sicher, dass der Kranke schon seit mehreren Tagen nicht mehr spricht. „Wir haben genug davon, dass uns andere sagen, was wir tun sollen“, fuhr die Mandela-Tochter in dem Interview fort: „Es handelt sich um unseren Vater. Wir hatten ihn niemals in unserem Leben für uns. Das ist jetzt eine intime und heilige Zeit für uns. Wir erwarten, dass uns die Welt in Ruhe lässt.“

Liebensbekundungen am Krankenhaus

Trotzdem versammeln sich vor dem Krankenhaus in Pretoria immer mehr Journalisten und Passanten. Am Mittwoch sperrte die Polizei bereits Straßen ab, um den Zustrom zu dem Hospital zu begrenzen. Der Zaun um die Klinik ist inzwischen zu einem Ausstellungsparcour für Genesungswünsche und Liebesbekundungen geworden; über das Trottoir ergießt sich ein Meer von Blumen, am Gitter sind Luftballons festgemacht. „Bitte werde wieder gesund“, schreibt eine Anhängerin auf einer an den Zaun gehefteten Karte: „Aber selbst wenn das nicht passieren sollte, wir lieben dich als eine Nation“.

Unklar ist noch, was aus dem fürs Wochenende geplanten Südafrika-Besuch des US-Präsidenten Barack Obama werden wird, falls Mandela zuvor sterben sollte. Derzeit würden alle Vorbereitungen wie geplant fortgesetzt, sagte ein Sprecher der US-Botschaft in Pretoria. Alles andere werde im aktuellen Fall entschieden.

Ein zunächst beabsichtigter Besuch Obamas am Krankenbett Mandelas wird mittlerweile allerdings ausgeschlossen.