Essen. Der Schmuggel von jungen Hunden aus Osteuropa nach Deutschland boomt: Immer wieder greifen Polizei und Zoll Transporte auf, bei denen Hunde unter katastrophalen Bedingungen transportiert werden, meist sind sie nicht geimpft und entwurmt. Tierschützer drängen auf eine europaweite Registrierpflicht.
Polizei, Justiz und Politik in Deutschland nehmen verstärkt Millionengeschäfte osteuropäischer Welpen-Händler ins Visier. Diese bieten im Internet in großem Stil deutschen Kunden gerade geborene Rassehunde zu Schleuderpreisen an. Meist sind die kleinen Hunde krank und ausgehungert und viele verenden kurz nach dem Kauf. Staatsanwälte ermitteln. Tierschützer verlangen ein gesetzliches Einschreiten.
Der Handel mit jungen Hunden wird auf Größenordnungen zwischen mehreren zehntausend bis zu 500.000 pro Jahr geschätzt. Sie werden in „Vermehrungs-Stationen“ in Polen, Tschechien und auf dem Balkan unter katastrophalen hygienischen Bedingungen geboren, die Mütter nach zahlreichen und kurz nacheinander erfolgenden Geburten „entsorgt“.
Gegen einen Hundehändler aus Bergheim ermitteln Kölner Fahnder wegen Betruges. Allein in dem Fall liegen mehr als zwei Dutzend Anzeigen vor, bestätigt die Staatsanwaltschaft Köln. „Das ist von Anfang an eine einzige Tierquälerei“, sagt Birgitt Thiesmann von der Organisation „Vier Pfoten“. Jährlich würden hunderttausende solcher Welpen geboren. Sie würden über die polnisch-deutsche und tschechisch-deutsche Grenze geschleust – illegal, ohne Entwurmung, ohne Papiere oder mit gefälschten Impfunterlagen für Tollwutschutz. „In den letzten fünf Jahren hat sich das verstärkt. Es ist ein Millionengeschäft geworden“.
Thiesmann dringt darauf, europaweit eine Chip- und Registrierpflicht für Hunde einzuführen, um den Schmuggel zu stoppen. Ähnlich fordert dies jetzt die Linksfraktion im Bundestag, damit bei Welpen „Herkunft, Gesundheit und Haltungsbedingungen nachgewiesen werden können“.
Zoll und Bundespolizei haben in diesem Frühjahr bei Straßenkontrollen mehrfach Welpen-Transporte gestoppt und Tiere befreit. „Drei bis vier Mal“ hätte der Zoll Fuhren im bayerisch-tschechischen Grenzbereich im letzten Quartal angehalten, sagt Jürgen Wamser von der Finanzdirektion Nürnberg. 2012 verunglückte auf der A 61 bei Frankenthal ein Lkw mit 120 Hunden. 30 von ihnen gingen ein. Auch hier ermitteln noch Staatsanwälte.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat unterdessen seine Polizei angewiesen, auf grenznahen Autobahnen „gezielt auf solche Tiertransporte zu achten“.