Athen. .

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach ihrer Bildung ist die griechische Dreiparteienkoalition unter dem konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras gestern geplatzt. Die Demokratische Linke (Dimar), der kleinste der drei Partner, zog ihre vier Minister und Staatssekretäre aus der Regierung zurück. Die sozialdemokratische Pasok will an dem Regierungsbündnis mit Samaras festhalten. Neuwahlen werden deshalb zumindest zunächst nicht erforderlich. Voraussichtlich morgen wollen Samaras und Pasok-Chef Evangelos Venizelos über die Bildung einer neuen Regierung beraten. Gemeinsam haben Samaras’ konservative Nea Dimokratia (ND) und die Pasok aber nur noch eine knappe Mehrheit von 153 der 300 Sitze im Parlament.

Anlass des Bruchs war die umstrittene Entscheidung des Premiers Samaras, den staatlichen Rundfunk ERT zu schließen. Samaras hatte vor zehn Tagen die Schließung und die Entlassung von knapp 2700 Mitarbeitern des Senders im Alleingang angeordnet – gegen den Einspruch seiner beiden Koalitionspartner. Auch in drei Krisentreffen seit Montag gelang es den Parteichefs nicht, einen Kompromiss zu finden.

Vor schwierigen Entscheidungen

Die verbliebene Zweiparteienkoalition steht vor schwierigen Entscheidungen wie der Neuordnung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Stellenstreichungen im Staatsdienst. Dass die Koalition die verbleibenden drei Jahre der Legislaturperiode in voller Länge durchsteht, gilt als unwahrscheinlich.

Die bisher weiter steigenden Arbeitslosenzahlen und die wachsende Not Hunderttausender Familien sind jedenfalls Wasser auf die Mühlen der oppositionellen Syriza. Sie will im Fall eines Wahlsieges die Kreditverträge mit den ausländischen Geldgebern aufkündigen, den Sparkurs beenden, die Reformen zurückdrehen und umfangreiche Verstaatlichungen vornehmen. Damit würde das Gespenst eines griechischen Staatsbankrotts wieder auferstehen.